Kunzelmann vor Gericht

■ Diepgen wollte ihm an die Wäsche / Er wehrte sich nur

Kunzelmann vor Gericht

Diepgen wollte ihm an die Wäsche / Er wehrte sich nur

Berlin (taz) - Vor dem Berliner Amtsgericht begann gestern der Prozeß gegen den ehemaligen AL-Abgeordneten und Aktionspolitologen Dieter Kunzelmann wegen Störung der Tätigkeit eines Gesetzgebungsorgans und falscher Verdächtigung. Die Vorgeschichte: Aufgrund eines taz Interviews, in dem Kunzelmann den Berliner Senat im Zusammenhang mit dem Korruptionsskandal als kriminelle Vereinigung bezeichnet hatte, mußten sich er und drei taz -Redakteure im April 1987 in erster Instanz wegen Verunglimpfung des Staates verantworten. Zwei Monate später, am 26.Juni, hatte sich Kunzelmann bei einem Empfang des schwedischen Ministerpräsidenten Carlsson im Rathaus Schöneberg auf spektakuläre Art und Weise festnehmen lassen, indem er vor dem Regierenden Bürgermeister Diepgen auf dem Rednerpodium das Wort ergriff. Nach einem Handgemenge mit Diepgen wurde Kunzelmann aus dem Saal getragen. Die Staatsanwaltschaft wirft ihm nun vor, den Empfang gestört und das Gerangel mit Diepgen verursacht zu haben.

Dieter Kunzelmann sagte dazu gestern vor Gericht: „Ich wollte nur ein, zwei Sätze sagen und mich dann friedlich der Polizei stellen. Da verlor der Regierende zu meiner großen Überraschung die Contenance, stürzte auf mich zu und wollte mir an die Wäsche.“ Der Prozeß wird fortgesetzt. Die Verteidigung hat beantragt, Diepgen und Carlsson als Zeugen zu laden. plu