Integration zum Null-Tarif

■ Senat beschloß Programm zur Integration behinderter Kinder in die Regelschule / Nahezu alle Lehrerstellen werden aus dem Überhang genommen

Integration zum Null-Tarif

Senat beschloß Programm zur Integration behinderter Kinder in die Regelschule / Nahezu alle Lehrerstellen werden aus

dem Überhang genommen

Rechtzeitig vor den großen Ferien beschloß der Senat gestern den Stellenplan der Lehrer für das Schuljahr 1988/89 und den Bericht zur Integration behinderter Kinder in die Regelschule. Von den Oppositionsparteien SPD und AL wurde der Senatsentschluß mit Kritik und Enttäuschung aufgenommen.

111 Lehrerstellen sind für die Integration von Spätaussiedlerkindern vorgesehen. Diese Stellen werden effektiv neu geschaffen. Der Senat erwartet im Schuljahr 1988/89 über 1.200 Aussiedler im Alter zwischen sechs und 18 Jahren. Die Stellen für die übrigen pädagogischen Verbesserungen müssen aus dem sogenannten rechnerischen Überhang gestellt werden.

Das Programm sieht unter anderem vor, in Schulen mit hohem Ausländeranteil in „besonders belasteten“ Gebieten, vorzugsweise Kreuzberg, die Betreuungszeiten auszuweiten. Bereits vor dem Unterricht sollen die Kinder ein Frühstück erhalten und auch am Nachmittag betreut werden. Dafür stehen insgesamt 75 Stellen zur Verfügung, die durch Umschichtungen aus dem bestehenden Stellenpool geschaffen werden müssen.

Die Integrationsklassen erreichen im Herbst das kommende Schuljahr. Dafür werden 67 zusätzliche LehrerInnen benötigt, von denen allerdings auch nur 25,5 Stellen neu geschaffen werden. Insgesamt wird die Zahl der Schulen, die behinderte und nichtbehinderte Kinder gemeinsam unterrichten, von fünf auf elf erhöht.

Der jetzt vom Senat beschlossene Bericht von Schulsenatorin Laurien sei „konzeptionell enttäuschend“, erklärte gestern der schulpolitische Sprecher der AL, Hans-Jürgen Kuhn, vor allem für alle, die gehofft hätten, die „vorbildlichen Ergebnisse“ der Berliner Integrationsschulen würden zügig ausgeweitet und auf alle behinderten Kinder übertragen. Statt dessen schweige der Bericht weiterhin zur Frage der geistig behinderten Kinder. Die AL kritisierte auch den beschlossenen Stellenrahmen.

Auch die Sozialdemokraten sind mit dem Senatsbeschluß unzufrieden. Die große Mehrheit der behinderten Kinder bliebe von der normalen schulischen Entwicklung weiterhin ausgegrenzt, erklärte die SPD-Abgeordnete Doris Schneider.

Die Schülerzahlen in Berlin steigen inzwischen wieder. Für das Schuljahr 1988/89 werden jetzt 227.000 SchülerInnen erwartet anstatt 224.000. Nach den Angaben von Staatssekretär Bock hätten 3.000 LehrerInnen seit 1982 eingespart werden müssen, tatsächlich seien aber nur 1.000 Stellen weggefallen.bf