Fälschte Ditfurth Vorstandsbeschluß?

■ Der Grüne Walter Oswalt legte neue Beweismittel für den Mißbrauch von grünen Finanzmitteln durch Manfred Zieran und Jutta Ditfurth vor / Text von Vorstands-Beschluß zur Prozeß-Finanzierungwurde manipul

Fälschte Ditfurth Vorstandsbeschluß?

Der Grüne Walter Oswalt legte neue Beweismittel für den

Mißbrauch von grünen Finanzmitteln durch Manfred Zieran und Jutta Ditfurth vor / Text von Vorstands-Beschluß zur Prozeß -Finanzierungwurde manipuliert / Die Beschuldigten wollen

sich nicht äußern

Von Klaus-Peter Klingelschmitt

Frankfurt( taz) - Der Fundamentalist Walter Oswalt, der vor Monatsfrist das Bundesvorstandsmitglied der Grünen, Jutta Ditfurth, sowie den Frankfurter Radikalökologen Manfred Zieran beschuldigt hatte, unberechtigt Gelder von einem Prozeßhilfekonto der Grünen abgebucht und in die eigene Tasche gewirtschaftet zu haben, hat der taz neues Beweismaterial vorgelegt, durch das das Gespann Zieran/Ditfurth schwer belastet wird.

Oswalt präsentierte das Original eines Bundesvorstandsbeschlusses der Grünen vom 20.4.86, das sich in wesentlichen Passagen von dem angeblichen Bundesvorstandsbeschluß unterscheidet, auf den sich Zieran und Ditfurth zur eigenen Entlastung berufen hatten und den die Bundesgeschäftsstelle als „Originalbeschluß“ verschickt hatte. Walter Oswalt, dem der von der Bundesgeschäftsstelle an ihn weitergeleitete angebliche „Originalbeschluß“ zur Finanzierung der Prozeßkosten im sogenannten Hoechst -Verfahren „merkwürdig unverbindlich“ vorkam, ließ sich von dem Ex-Bundesvorstandsmitglied Helmut Wiesenthal, der alle Bundesvorstands-Beschlüsse (BuVo) privat archivierte, das tatsächliche Original des Beschlusses vom 20.4.86 zuschicken und kam danach zu dem Schluß, daß der von der Bundesgeschäftsstelle verschickte Beschluß „eine Fälschung“ sein mußte. Oswalt: „Der Bundesvorstandsbeschluß wurde durch das nachträgliche Einsetzen ganzer Textseiten manipuliert. Insbesondere enthält der Originalbeschluß zur Finanzierung des Hoechst-Prozesses nicht nur keine Legitimation für die Honorarzahlungen an Manfred Zieran; das Papier schließt solche Zahlungen ausdrücklich aus.“

Tatsächlich waren die Gelder, insgesamt waren bereits 20.000 DM auf das Prozeßhilfekonto überwiesen worden, seinerzeit nicht, wie von Zieran und Ditfurth zur eigenen Entlastung bislang behauptet, für die Finanzierung der „Vorphase“ des Prozesses, sondern nur für die Finanzierung der „Hauptphase“ bewilligt worden. Doch diese „Hauptphase“ fand wegen der Zurückziehung der Anzeige gegen die grünen Radikalökologen durch die Hoechst AG nie statt. Dennoch erhielt Manfred Zieran von dem Prozeßhilfekonto insgesamt 8.800 DM in Form von „Honorarzahlungen“ überwiesen. Kontoführer waren Manfred Zieran, Jutta Ditfurth und Walter Oswalt. Doch Oswalt wurde von seinen beiden Mitstreitern von dieser Finanztransaktion nicht in Kenntnis gesetzt. Die Kontoauszüge gingen an die Privatadresse von Zieran und Ditfurth. Fortsetzung auf Seite 2

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Zieran...

Aufgrund dieser Umstände erweiterte Oswalt gegenüber der Landesschiedskommission der hessischen Grünen inzwischen seine „Anklage“ gegen Zieran und Ditfurth, die bislang „nur“ auf „unberechtigte Verwendung öffentlicher Gelder“ lautete. Jetzt wirft Oswalt den beiden Radikalökologen auch die „Manipulation von Bundesvorstandsbeschlüssen“ vor. Insbesondere Jutta Ditfurth habe ihre Position als Bundesvorstandsmitglied und als Mitglied der Finanzkommission „mißbraucht“.

Während sich Zieran und Ditfurth gegenüber der taz nicht zu den von Oswalt erhobenen Vorwürfen äußern wollten, legte der Bundesvorstand am Montag eine Erklärung vor, in der die von Oswalt erhobenen Vorwürfe teilweise zurückgewiesen werden.

Die 8.800 DM, die sich Zieran laut Oswalt in die eigene Tasche gewirtschaftet haben soll, seien „Aufwandsentschädigungen“ für „Zuarbeit und die Erstellung eines Hoechst-Aktenarchivs“ gewesen. Daß Manfred Zieran damals voll bezahlter Angestellter der Grünen-Fraktion im Frankfurter Römer war, findet in dem BuVo-Papier allerdings keine Erwähnung.

Darüber hinaus behauptet der BuVo, daß die sogenannte Projektgruppe über die Verwendung der Gelder „abgestimmt“ habe. Doch Walter Oswalt, der der Projektgruppe angehörte und zudem Bevollmächtigter für das Unterstützerkonto war, bleibt bei seiner Behauptung, daß es eine solche Abstimmung „nie gegeben“ habe.

Der Bundesvorstand der Grünen war auf Nachfrage nicht bereit, den Vorstandsbeschluß vorzulegen. Pressesprecher Michael Schroeren verwies auf eine Entscheidung des Bundesvorstands von gestern, wonach man nicht mit der Veröffentlichung einzelner Dokumente in schwebende Untersuchungen einzugreifen gedenke.