Kulturtat

■ Die FDP macht Revolution

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Die FDP macht Revolution

Asbest-Schulen werden dichtgemacht, es fehlt an Schulraum. Die Kreuzberger FDP weiß sofortige Abhilfe:

„Die moderne Kommunikationstechnik hat dem traditionellen Rathaus gewohnten Zuschnitts (Verwaltungskaserne) den Garaus gemacht, unsere alten Rathäuser sind somit zu baulichen Fossilien evoluiert, zu deutsch: überflüssig. Das bisher nur schamhaft angegangene Problem: 'Mein Gott, was soll nur aus dem Rathaus werden‘, kann angesichts der Schulraumnot in Kreuzberg elegant gelöst werden.

Die bauliche Struktur des Kreuzberger Rathauses - links und rechts vom Flur Zimmer und WCs - entspricht durchaus eher einer Schule. Also kann das Rathaus ohne nennenswerte Umbauten als Schule weitergenutzt werden. Der Abbruch des eigentlich funktionslos gewordenen Kreuzberger Rathauses erübrigt sich somit.

Künftig ist also davon auszugehen, daß die Verwaltung Kreuzbergs in Heimarbeit erledigt wird. Die modernen Kommunikationstechniken ermöglichen dies unschwierig, wobei eindeutig nur Vorteile erzielt werden, wie beispielsweise Leistungskontrolle durch den in der Wohnung anwesenden Ehegatten, Humanisierung des Publikumsverkehrs durch Einbindung des hilfesuchenden Bürgers in eine familiäre Atmosphäre und nicht zuletzt, Entlastung des öffentlichen Nahverkehrs zu den Stoßzeiten. Gerade im Jahr 1988, dem Jahr, in welchem Berlin als engagierte Kulturstadt im weltweiten Interesse steht, hat somit Kreuzberg die einmalige Gelegenheit, durch eine innovative Großtat ein Zeichen zu setzen.

Es ist ein Kulturgut ersten Ranges, zugunsten unserer lernwilligen Kinder eine Institution zumindest räumlich sichtbar aufzulösen, die sich durch zwei Jahrtausende hindurch als lernunfähig erwiesen hat, nämlich die öffentliche Verwaltung.Christoph Schwan, stellv

Vorsitzender FDP-Kreuzber