Bei "Kroll" war was los

■ Wo das Vergnügungszentrum stand, wartet ein Parkplatz auf das Kohl-Museum

Bei „Kroll“ war was los

Wo das Vergnügungszentrum stand, wartet ein Parkplatz auf das Kohl-Museum

Übriggeblieben ist vom Gebäude nichts mehr, die Ruine wich 1957 einem Parkplatz, und erst die Pläne für ein deutsches historisches Museum rückt diesen Ort wieder ins Blickfeld. Für über 100 Jahre aber war das „Kroll“, das 5.000 Menschen unterbringen konnte, das Synonym für Vergnüglichkeit.

„Kroll“ bedeutete von seinen Anfängen bis zum bitteren Ende für Berlin: Wintergarten, Etablissement, Sommergarten, Konzerthaus, Spielstätte für Schwänke, Possen, Lustspiele und Opern, Ballhaus, Ausstellungsgebäude, Veranstaltungsort für Kongresse und Tagungen und schließlich „Reichstags -Ersatz“ für Adolf Hitler, der dort am 1. September 1939 den Beginn des Zweiten Weltkrieges mit dem Satz „Seit 5.45 Uhr wird jetzt zurückgeschossen!“ einleitete.

1842 erließ Friedrich Wilhelm IV. eine Kabinettsordre, derzufolge dem „Restaurateur“ Joseph Kroll aus Breslau das zur Anlage eines Wintergartens erforderliche Terrain vor dem Brandenburger Tor überlassen werden sollte. Im Februar 1844 wurde das Krollsche Etablissement eröffnet und sollte nach „Allerhöchster Bestimmung“ dem „gebildeten Publikum Berlins einen Erholungsort bieten“. Schon sieben Jahre später wurde das Gebäude durch ein Großfeuer bis auf die Außenmauern vernichtet, aber ein Jahr danach bereits wiedereröffnet. 1872 gab es Bestrebungen, „Kroll“ abzureißen und auf diesem Areal das Gebäude für den Reichstag zu errichten, der dann später gegenüber gebaut wurde.

Nach dem Ersten Weltkrieg wurde das Gebäude als „Staatsoper am Königsplatz“ nach völligem Umbau wiedereröffnet. Nach dem Reichstagsbrand 1933 fanden in der Kroll-Oper bis 1942 insgesamt 19 Sitzungen des nur noch formell auftretenden Reichstages statt. Ab September 1941 diente die Kroll-Oper als Spielstätte für das Ensemble der Staatsoper Unter den Linden, die von Bomben getroffen worden war. Dieses Schicksal ereilte 1943 auch die Kroll-Oper selbst.

Von 1945 bis 1957 dienten die Trümmerreste als Gartenlokal, bis schließlich im Sommer 1957 die letzten Ruinenreste für Parkplätze der neuerbauten Kongreßhalle abgeräumt wurden. Bereits die Nazis hatten im Zuge der von Albert Speer verfolgten Neubaupläne für die künftige „Reichshauptstadt Germania“ einen Abriß der Kroll-Oper vorgesehen, aber dann nicht mehr weiterverfolgt. Darauf verwies zum 100jährigen Bestehen der Kroll-Oper am 11. Februar 1944 der 'Berliner Lokal-Anzeiger‘: „Als die Pläne zur Umgestaltung der Reichshauptstadt Form zu gewinnen begannen, schienen die Tage Krolls gezählt zu sein. Der Zweite Weltkrieg hat jedoch die Lebenszeit des Unternehmens noch einmal verlängert, und so kann Kroll jetzt seinen 100. Geburtstag an der alten Stätte am Königsplatz feiern.“

Das Landesarchiv zeigt eine Kroll-Ausstellung bis zum 31.10.: Kalckreuthstr. 1, 1/30.