Ein Dach reist durch Europa

■ Die Bühnenbauer für das Reichstagskonzert von "Pink Floyd" haben alle Hände voll zu tun

Ein Dach reist durch Europa

Die Bühnenbauer für das Reichstagskonzert von „Pink Floyd“ haben alle Hände voll zu tun

„Zum Aufbauen brauchen wir fünf Tage - vom ersten Handschlag bis die Musik anfangen kann“, sagt Adriann, Mitarbeiter der Bühnenbau-Mannschaft von Pink Floyd. „Manche Tage dauern 14 Stunden, andere nur zwölf.“ Ein paar Minuten lang ließ er sich gestern mittag vor dem Reichstag die Sonne auf die Nase scheinen: „Wir liegen sehr gut in der Zeit.“

Für die drei Musikereignisse - Pink Floyd, Rock-Marathon (Lindenberg, Rio Reiser, Rainbirds u.a.) und Michael Jackson - sind auf dem Reichstagsgelände seit gestern bis zu 150 Mitarbeiter im Einsatz. Die Pink Floyd-Bühne hat mit rund 25 Metern schon ihre endgültige Höhe erreicht; ganz oben turnen noch einzelne luftig bekleidete Monteure herum.

Teile der dunkelblauen Dach- und Wandplanen sind schon zu sehen. Hinter dem riesigen, dreiteiligen Gestänge wird an der „Spezial-Bühne“ für Michael Jackson gearbeitet - da haben die Bühnenbauer noch etwas Zeit, man sieht erst Teile der untersten Ebene. Rechtwinklig zum Pink-Floyd-Bau wird, ebenfalls noch ohne Hektik, an der Rock-Marathon -Bühne geschraubt.

Vor einer Woche war Adriann noch mit dem Pink Floyd -Zirkus in Nantes. Fünf Monate im Jahr arbeitet er für die Band, „when the sun shines“. Sein Job macht ihm immer noch Spaß - seit immerhin sechs Jahren. „Bei Regen können wir kaum arbeiten, weil das Gestänge dann glitschig wird.“ Und Schwindelgefühle? „Am ersten Aufbautag bin ich oft etwas zittrig; am zweiten ist alles okay, da steigst du einfach hoch und arbeitest. Am dritten denkst du dann, es geht alles wie von selbst, und das ist gefährlich. Da mußt du aufpassen, daß du nicht leichtsinnig wirst!“ Pink Floyd reist mit zwei Dächern und mehreren Gerüst-Sets durch Europa, eingepackt in Dutzende von Schwer-Lastern. „Das Dach, das jetzt zuletzt in Rotterdam war, reist gerade nach Mannheim. Und dieses hier fährt von Berlin nach Versailles.“ Zwei Dächer reisen durch Europa - „Das Dach muß mehr Shows absolvieren als das Gestänge“, faßt Adriann zusammen.

Auch die örtliche Projektleitung gibt sich zur Zeit gutgelaunt und optimistisch. „Der Schaustellerverband hat den Platz (vom Rummel, d. Red.) schneller geräumt als erwartet“, erzählt Norbert Döpp, Produktionsleiter bei Concert Concept.

„Auch sonst läuft bisher alles sehr gut; vor allem klingen auch die Wetterberichte erfreulich.“ Nur den Zustand des Platzes findet Herr Döpp ärgerlich: „Normalerweise soll's ein richtiges Fest werden, wo man sich auch mal hinsetzen kann. So wie der Platz aussieht, wird sich jetzt wohl keiner setzen wollen.“

Man hätte den Reichstagsplatz besser nicht kurz nacheinander als Rummelplatz und als Open-Air-Gelände vermieten sollen - aber soviel Weitblick ist von den Behörden bekanntlich nicht zu erwarten. Der Rasen sieht jetzt weitgehend mies aus; stauben wird's auch ein wenig. Die Musik- und Sonnenbegeisterten wird's nicht stören.kno