Für eine "schöpfungsverträgliche" Heizung Dreijähriger Modellversuch der TU-Projektwerkstätten für sozial- und umweltverträgliches Handeln läuft mit diesem Semester aus / Einer Verlängerung der Einrichtung steht fachlich nichts entgegen /

Für eine „schöpfungsverträgliche“ Heizung

Dreijähriger Modellversuch der TU-Projektwerkstätten für

sozial- und umweltverträgliches Handeln läuft mit diesem

Semester aus / Einer Verlängerung der Einrichtung steht

fachlich nichts entgegen / FU-AStA befürchtet konservative Abstriche bei Übernahme des TU-Modells

Ende dieses Semesters läuft an der TU der dreijährige Modellversuch der TU-Projektwerkstätten - auch Innovationstutorien genannt - aus. Die TU muß entscheiden, ob es eine Fortsetzung geben wird. Bis jetzt, so Karl Birkhölzer, wissenschaftlicher Mitarbeiter der Projektwerkstätten, sei an der gesamten TU „keine fachliche Kritik laut geworden“. Die Kommission des Akademischen Senats für Entwicklungsplanung hat am Dienstag einstimmig empfohlen, die Projektwerkstätten zu einer Dauereinrichtung an der TU zu machen.

Die didaktischen Reformansätze, die in den Projektwerkstätten umgesetzt werden, knüpfen an Reformbestrebungen der Studentenbewegung von '68 an. Sie forderte die Abkehr von der nur theoretischen Wissenschaft und eine Verbindung von Kopf- und Handarbeit. Abstraktes und abgehobenes Formelwissen soll an der realen Wirkungsweise von Bolzen und elektrischen Schaltungen nachvollzogen werden.

Der Untertitel der Projektwerkstätten „Für sozial- und umweltverträgliches Handeln“ weist darauf hin, daß es den Initiatoren und beteiligten Studenten auch um kritisches Nachdenken über die Folgen wissenschaftlich-technischen Handelns geht.

Prof. Carl-Hellmut Wagemann vom TU-Institut für Hochschuldidaktik, dem die didaktische Betreuung übertragen wurde, sieht einen weiteren wichtigen Aspekt darin, daß Studenten in den Projektwerkstätten eigene Fragestellungen in die Lehre einbringen können. Dies rege in besonderem Maße die Diskussion der Studenten über ihr Fach an. Bewährt hat sich nach seiner Ansicht auch die Auflage von TU-Präsident Fricke, jedes Innovationstutorium von einem fachlich kompetenten Professor betreuen zu lassen.

Die Fragestellungen, die die Grundstudiums-Studenten an den verschiedensten Fachbereichen der TU in eigener Regie bearbeitet haben, umfassen in der Regel Inhalte, die im normalen Lehrplan nicht enthalten sind. So beschäftigen sich Architektur-StudentInnen mit Fragen des ökologischen Bauens. Elektro-StudentInnen entwickelten eine Solaranlage, die speziell auf die Probleme eines Ein-Personenhaushaltes zugeschnitten ist und stellten einen Plan auf, das Verbraucherverhalten an die veränderte Stromproduktion anzupassen.

Daß die Projektwerkstätten bei den StudentInnen Anklang finden, macht Innovationstutor Carsten Busch vom Fachbereich Informatik daran fest, daß sich bereits an zwölf Fachbereichen neue Projektgruppen gebildet haben. So wollen Elektronik-Studenten der Frage nachgehen, ob die Wirtschaftlichkeit eines Blockkraftheizwerks ein technisches Problem ist, oder ob die energiepolitischen Strukturen in dieser Stadt eine ökologische Energieversorgung verhindern. In Zusammenarbeit mit einer Kreuzberger Kirchengemeinde, die eine neue „schöpfungsverträgliche“ Heizung einbauen will, wollen sie prüfen, unter welchen Bedingungen sich der Einbau einer umweltfreundlichen Kraft-Wärme-Kopplung für die Gemeinde rechnet.

Studenten der Wirtschaftswissenschaften wollen ökonomische und Entscheidungsstrukturen alternativer betriebe unter die Lupe nehmen und herausfinden, was einem Betrieb das Prädikat „alternativ“ verleiht.

Auch an der FU findet das TU-Modell mittlerweile Beachtung. Allerdings soll hier, so der Fachschaftsreferent des FU -AStA, Michael Racz, zunächst „verbreitet und diskutiert werden, was für Möglichkeiten einer anderen Lehre es außer den bereits praktizierten autonomen Seminaren gibt.“ Er sieht angesichts der konservativen Mehrheiten jedoch kaum Chancen, das TU-Modell ohne inhaltliche Abstriche zu übernehmen.thol