Jede Menge Zukunft

Zur Verabschiedung des Flächennutzungsplans  ■ K O M M E N T A R

Man hat es uns ja nun oft genug gesagt: Die „Zukunft“ ist der Berliner CDU ein echtes Anliegen. Frage und Antwort sind klar: Zukunft? Au ja! Und vor gut einem Jahr machte Diepgen es konkret: Der FNP sei die „wichtigste in die Zukunft reichende Entscheidung dieser Legislaturperiode“. Heute ist das alles anders: Keinen Mucks tat Diepgen, als das Abgeordnetenhaus abschließend über den Zukunftsplan debattierte. Aus dem Wahlkampf (Motto: „Zukunft“) will die CDU das große Planwerk möglichst raushalten - es stört. Der Plan löste Proteste, konkrete und kontroverse Diskussionen aus - das war nun wirklich nicht geplant. Zukunft? Aber doch bitte nicht so!

Es war eben nicht die wichtigste Entscheidung des Senats, sondern die aus seiner Sicht unüberlegteste, als er Anfang 1986 das Planwerk mit einer groß inszenierten Bürgerbeteiligung erst zum „wichtigsten“ Thema machte. Damals brauchte Diepgen ein überzeugendes neues Stück auf dem Spielplan - der Bauskandal hatte allzu tiefe Einblicke hinter die Kulissen gewährt. Die Reaktion des Publikums ist bekannt. Der Senat entschied: Schnellstens Schluß mit dem Theater. Zukunft? Bloß weg damit!

Kein Wunder, daß jetzt auch die CDU zugibt: auf den FNP kommt es gar nicht an. Das Stück endet kabarettistisch: Wenn die Koalition erst wortreich begründet, warum es auf keinen Fall weniger Gewerbeflächen sein dürfen, im selben Atemzug aber beteuert, der Plan werde so ja nie umgesetzt. Richtig ist: Ob eine Fläche bebaut wird, hängt vom Einzelfall ab, von den Investitionsinteressen und den Protesten dagegen. Ein FNP läßt sich ändern oder umgehen. Man kann die Frage noch mal stellen: Zukunft? Man wird sehen.

Hans-Martin Tillack