Erinnerungsschwacher Diepgen

■ Verurteilter Baubetreuer Bertram vor dem Untersuchungsausschuß vereidigt / Bertram wollte 'Morgenpost‘ für Sturz Frankes gewinnen

Mit der 93. Sitzung des Untersuchungsausschusses endete am Donnerstag die Zeugenvernahme zur Aufklärung der Korruptionsaffäre. Der Regierende Diepgen zeigte Erinnerungschwächen, Bernd Bertram, der zu fünf Jahren verurteilte Baubetreuer aus München, wurde in mehreren Punkten vereidigt. So wahr ihm Gott half, blieb er bei seiner Darstellung der Kontaktanbahnung in Berlin: Mindestens drei Treffen mit Eberhard Diepgen, „der mir seine Unterstützung zusicherte“, habe es gegeben, eines mit dem damaligen Bürgermeister Richard von Weizsäcker. Ullrich Rastemborsky habe ihn außerdem während und nach dessen Amtszeit als Bausenator über das Bauvorhaben Rudow unterrichtet. Schließlich bestätigte Bertram unter Eid die großzügige Geste des Berliner Ingenieurs Heinz Ruths, der ihm einen Scheck offerierte, in den er eine Summe „bis zu einer Million Mark“ hätte eintragen können, wenn er nur bald aus Berlin verschwände. Ruths hatte dies seinerzeit ebenfalls unter Eid bestritten. In diesem Punkt würde also gegen einen der Beteiligten ein Meineidsverfahren fällig.

Dagegen hat Heinrich Lummer (CDU) Glück. Bertram will ihn mehrfach getroffen haben („Lummer war einer meiner großen Stützen in Berlin“), was dieser aber bestreitet. Trotz dieser widersprüchlichen Aussagen verzichtete der Ausschuß auf die Vereidigung des Zeugen Bertram.

Diepgen wollte sich „sicher“ nur an ein Treffen mit Bertram erinnern. Dabei sei es unter anderem um ein neues System der Baufinanzierung gegangen. An ein von Lummer vermitteltes Treffen im Oktober '82 vor einer wichtigen Sitzung des Bauausschusses konnte er sich nicht erinnern. Wenn er Bertram getroffen hätte, hätte er ihm gemäß Beschlußlage der Partei die Unterstützung der Bebauung der Rudower Felder zugesichert, betonte Diepgen. Auch von einer angeblichen Millionenspende an die Partei war ihm nichts bekannt. Außer den 15.000DM für den Neuköllner Baustadtrat Branoner seien ihm keine weiteren Zahlungen von Bertram an die Partei bekannt.

Bertram bestätigte abschließend, daß er versucht habe die früher bei der 'Berliner Morgenpost‘ arbeitende Journalistin Roswitha Gillbricht für den Sturz seines Intimfeindes, des Ex-Bausenators Franke, zu gewinnen. Dafür habe er sie sogar honorieren wollten, meinte Bertram.

bmm