Israel kritisiert internationale Presse

RedakteurInnen der linken Zeitschrift 'Derech Hamtzoz‘ bleiben in Haft / Präsident Herzog wirft Auslandsmedien unbewußte antisemitische Motive vor / 150 Klagen über Angriffe auf Journalisten  ■  Aus Tel Aviv Amos Wollin

Die drei israelischen RedakteurInnen der linken Zeitschrift 'Derech Hanitzoz‘ müssen auf Beschluß des Obersten Gerichtshofs im Gefängnis auf ihren Prozeß warten. Die Richter hoben damit die Entscheidung des Bezirksgerichts von Jerusalem auf, das Michal Schwartz, Roni Ben Efrat und Asaf Adivder gegen Kaution freilassen wollte. Die Richter begründeten ihr Urteil vom Donnerstag mit den „schweren Verbrechen“ der Angeklagten. Sie werden beschuldigt, eine „terroristische Organisation“, die „Demokratische Front für die Befreiung Palästinas“, zu unterstützen. Die Zeitschrift, die in hebräischer und arabischer Sprache erscheint, hatte ausführlich über den palästinensischen Aufstand berichtet.

Israels Präsident Haim Herzog unterzog die ausländischen Medien am gleichen Tag einer scharfen Kritik. Er machte unbewußte antisemitische Gefühle der ausländischen Journalisten für die seiner Ansicht nach einseitige Berichterstattung verantwortlich. Der Verband der Auslandspresse hatte am Mittwoch erneut scharf gegen die Behinderung bei der Berichterstattung und Übergriffe der Armee insbesondere auf Kameraleute protestiert. Verbandssekretär Jay Bushinsky beanstandete, daß die feindselige Atmosphäre gegenüber den Medienvertretern von offizieller Seite befürwortet werde. Der Vorsitzende des Verbandes, Bob Slater, wies darauf hin, daß er seit Beginn des palästinensischen Aufstands vor sechs Monaten 150 Klagen über Angriffe auf Journalisten durch israelische Sicherheitsorgane erhalten habe. Er beklagte sich zugleich über die Untätigkeit von Polizeiminister Haim Barlev (Arbeiterpartei) angesichts der Beschwerden gegen Polizeiangriffe auf Fotographen in Tel Aviv, die Festnahmen von Demonstranten fotographieren wollten.

Israelische Medien haben sich in den letzten Tagen über eine Erklärung des Militärsprechers Efraim Lapid beschwert. Lapid hatte es als eine „Subkultur der Medien“ bezeichnet, wenn deren Mitarbeiter ihre „Macht mißbrauchen, um aus politischen Motiven, auf zynische und böswillige Weise das Militär zu entehren“. „Die Tatsache, daß wir uns mit Abweichungen von der Norm beschäftigen, beweist, was unsere Normen sind“, erklärte Lapid. Doch der jangjährige und bekannte Fotograph des 'Time Magazin‘, David Rubinger, meinte dazu: „Das Problem ist, daß Israels führende Regierungsmitglieder immer noch die Illusion haben, daß die Gewalttätigkeit von der Norm abweicht, während sie hier längst zur Norm geworden ist.“