Das Buch "Kontakte" zu einer Ausstellung in der DAAD-Galerie

Und ich mache gerne Bücher, Künstlerbücher. Meistens in kleinen Auflagen. Die Ausnahme war ein Buch mit dem Titel „Broadway“. Es bestand aus Fotografien von allen Straßenkreuzungen des Broadway, in New York, der Stadt, in der ich seit 20 Jahren lebe.

Bei diesem Broadway-Buch wurden jeweils drei Fotos auf eine Seite xerokopiert und dann alle Seiten auseinanderfaltbar zusammengeklebt - zu einem sehr langen Buch. Ich verkaufte die ganze Auflage (von 400).

Zur Zeit lebe ich in Berlin - mit einem DAAD-Stipendium und Unterstützung der holländischen Regierung.

In Berlin habe ich drei Bücher gemacht. Eins, „A Bakers Dozen“, in einer Auflage von 13 Exemplaren, war über Pfannkuchen, Zeit und Raum - ganz unernst. Das zweite hieß „S“, ich verwendete dabei amateurhafte Schnappschüsse von S -Bahnstationen und schrieb dazu mit Hand einen Text, in dem sich obszöne Geschichten verbargen.

Jetzt gibt es ein weiteres Buch: „Kontakte“ - zu einer Ausstellung in der DAAD-Galerie. Statt eines Katalogs wollte ich ein Kunstbuch machen. Ich verwendete dabei Fotografien, aufgenommen mit einer Bush 4x5 Kamera, die ich kontaktdrucken ließ, einschließlich des schwarzen Kreises drumherum, der vom Licht des Vergrößerungsgerätes herrührte. Das Buch besteht aus 30 solcher Fotografien - alles „Kontakte“ von S-Bahngleisen. Um es attraktiver zu machen, werde ich vielleicht einen Originalschnappschuß beilegen, den ich signiere.

Einen wichtigen Teil meines Lebens als Künstler habe ich mit Fotografien von anderen Leuten verbracht. Allein in Berlin habe ich zwei Ausstellungen mit gefundenen Fotografien gemacht. Die Bücher dazu sind von der Galerie Giannozzo herausgegeben worden. Eins hieß „Miami“: Fotos von den Gästen eines Miami-Beach-Hotels, das andere „Too Much Is Not Enough“: über zu viele Bilder, die die Leute machen, aber dann nicht haben wollen, und die ich mir aus Mülleimern zusammensuchte.

Und jetzt das Buch „Kontakte“. Ein Künstlerbuch mit richtigen Fotos. Eine Veränderung in meiner Einstellung zur Fotografie? Ich glaube nicht. All die anderen Arbeiten, die in der DAAD-Galerie gezeigt werden, sind gefunden, manipuliert, akzeptiert oder abgelehnt worden. Ich habe sie ausgewählt und ihre Vergrößerung bestimmt. Bei den „Kontakten“ ist etwas anderes passiert: Zum ersten Mal habe ich ein Buch gemacht, das aus seriösen Fotos besteht, die ich selbst aufgenommen habe.Jan Henderikse

Die Ausstellung in der DAAD-Galerie, Kurfürstenstraße, wird heute um 21 Uhr eröffnet, sie dauert bis zum 31. Juli, täglich von 12 bis 19 Uhr.