Panik oder nicht - um zehn ist Schluß

Interview mit Manfred Fischer, persönlicher Referent von Kultursenator Hassemer, Mitveranstalter des Rockkonzerts vor dem Reichstag / Dort wurde es gefährlich, als gegen den Protest der Zuschauer der Strom abgeschaltet wurde  ■ I N T E R V I E W

taz: Als Nina Hagen am Samstag vor dem Reichstag keine Zugabe geben konnte, weil ihr um Punkt 22 Uhr der Saft abgedreht wurde, brach Randale aus. Ist diese Superpünktlichkeit angesichts drohender Panik bei einer solchen Massenveranstaltung zu vertreten?

Michael Fischer:Selbstverständlich. Den Besuchern wurde vor und während des Konzerts mehrfach mitgeteilt, wann Schluß ist. Es gibt zahlreiche andere Konzerte, die ebenfalls um 22 Uhr aufhören, ohne daß sie gleich in Randale ausarten. Zum Beispiel in der Waldbühne.

Aber hätte man Nina Hagen nicht für die Zugabe eine viertel Stunde länger spielen lassen können? Viele sagen, daß das Konzert nur deshalb beendet wurde, weil die Sendezeit des SFB abgelaufen wäre.

Gut, man hätte sagen können: der SFB schaltet seine Kameras ab, und die Band spielt weiter. Aber darum geht es gar nicht. Die zeitlich begrenzte Aufnahme des SFB ist nur ein Grund. Der viel wichtigere Grund sind die Lärmschutz -Auflagen. Diese lauteten, daß von den drei Konzerten zwei um 24 Uhr und eines um 22 Uhr aufhören muß.

Nicht jeder ist begeisterter Konzertgänger. Und es gab bestimmt nicht wenige Anwohner, die sich durch den Lärm gestört fühlten. Michael Jackson hat auch um zwölf aufgehört und keine Zugabe gegeben. Im Übrigen hat man Nina Hagen nicht dreißig Minuten, wie behauptet, sondern eine Stunde lang spielen lassen. Wenn das Konzert länger als bis zwölf Uhr gedauert hätte, müßte der Veranstalter eine fünfstellige Summe an Strafe zahlen.

Einige Zuschauer fanden es keine glückliche Lösung, ausgerechnet Nina Hagen am Ende auftreten zu lassen, zumal die Menge ziemlich eingeheizt war.

Kann schon sein. Aber darauf hatte der Veranstalter keinen Einfluß. Nina Hagen kam nicht zum Soundcheck am Vortag, sondern teilte telefonisch mit, daß sie erst am Samstag aus Ibiza direkt zum Konzert kommen wird. Weil sie sich dann auch noch verspätet hatte, blieb dem Veranstalter nichts anderers übrig, als sie als letzte auftreten zu lassen.

Interview: Elisa Klapheck