: Neue Juso-Generation
Mit Susi Möbbeck wurde jüngste Bundesvorsitzende der Jusos gewählt / Sie macht seit neun Jahren Politik ■ P O R T R Ä T
Aus Bremen Dirk Asendorpf
Susi Möbbeck, am Sonntag mit 23 Jahren als jüngste und nach der „roten Heidi“ Wieczorek- Zeul als zweite weibliche Bundesvorsitzende der Jusos gewählt, ist bei den Verbands -Funktionären in der Bonner SPD-Zentrale „als Person kaum bekannt“. Trotzdem sahen die hauptamtlichen Jusos gestern eine „schwierige Zeit“ auf sich zukommen, denn Susi Möbbeck geht in Bonn der Ruf einer „ziemlich dogmatischen Person“ voraus. In ihrem kleinen Bremer Landesverbandes behaupten dies selbst politische Feinde nicht. Ideologisch gestritten wird dort seit Jahren kaum.
Obwohl erst 23 Jahre jung, ist für Susi Möbbeck seit neun Jahren das Leben Politik. Mit 14 fälschte sie ihr Geburtsdatum auf der SPD- Eintrittserklärung, um zu werden, was nach den Statuten erst ab 16 erlaubt ist: Juso. Schon in der Bremer Gesamtschülervertretung, der sie zwei Jahre vorsaß, sammelte Susi Möbbeck Erfahrung mit der Bündnispolitik ihrer Organisation: Die dortige SDAJ-Mehrheit störte sie so wenig wie später an der Universität die Wahlgemeinschaft von SHB mit dem DKP-orientierten MSB. Und während sich andere GenossInnen als „Juso-Hochschulgruppe“ zusammen mit einer „Alternativen Liste“ im AStA grün -autonomes Image gaben, gründete 1986 die frischgebackene Juso-Landessprecherin Susi Möbbeck einen verbandsinternen „Es-geht-voran-Kreis“, der mit gewerkschaftlich orientiertem Tonfall im Rahmen der bundesweit propagierten „Erneuerung“ den Juso-Verband wieder unter die Jugendlichen bringen sollte. Doch „voran“ ging es bislang nur intern: Ein kleiner Club von 30 aktiven Jusos blieb trotz groß plakatierter jugendpolitischer Kampagnen unter sich. Eine eigene kleine Welt, in deren familiärem Mief die junge Vorsitzende sich klug bewegt und wo sie große Politik zu verkünden weiß. Als „Marxistin und Feministin“ will sie ihrer Partei ein „modernes sozialistisches Profil“ verpassen, dabei aber die unter Jusos „ausgeprägte Neigung zur Nabelschau und Selbstbeschäftigung“ verhindern. „Stamokap“ erklärt Susi Möbbeck kurz zum „Kampfbegriff aus den 70er Jahren, unter dem sich die meisten kaum noch etwas vorstellen können“. Doch bevor sie die Stamokap-Fraktion auf den Misthaufen der Geschichte wirft, ist Susi Möbbeck jetzt schnell noch einmal über diese Leiter eine große Stufe ihrer eigenen Partei -Karriere hinaufgeklettert.
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