Bus und Bahn für Buten-Bremer billiger

■ Ab 1.1.89 bietet neue Verkehrsgemeinschaft Bremen/Niedersachsen im 50-km-Radius Vorteile für EinpendlerInnen und StadtbummlerInnen / Für BremerInnen bleibt alles beim alten

Ab 1. Januar 1989 fahren rund um Bremen alle Busse, Bahnen und Straßenbahnen in der neuen „Verkehrsgemeinschaft Bremen/Niedersachsen“ (VBN). Gestern unterschrieben ein Senator, drei Landräte und vier Bürgermeister zusammen mit 21 Verkehrsunternehmen der Region den entsprechenden „Rahmenvertrag“. Damit wird im nächsten Jahr der öffentliche Nahverkehr um Bremen besser koordiniert und in vie

len Fällen auch billiger.

Wer z.B. heute ohne Auto von seiner Verdener Wohnung zum Weserstadion will, bezahlt dafür DM 1,80 für den Bus in Verden, DM 5,40 für die Bahnkarte zum Bremer Hauptbahnhof und schließlich DM 2,40 für die Straßenbahn zum Stadion macht insgesamt DM 9,60. Ab 1.1.89 ist für die gesamte Fahrt nur noch ein einziger Fahrschein erforderlich, Preis DM 7,20. Doch nicht nur

für Gelegenheitsnutzer des öffentlichen Nahverkehrs, sondern auch für die ca. 100.000 Berufspendler zwischen dem Umland und Bremen wird es billiger: Zahlten sie zwischen Verden und Bremen bislang allein für die Bahnkarte DM 151, kostet die Monatskarte künftig nur noch DM 135 und ist zudem nicht nur für die Bahn, sondern auch für alle Busse und Straßenbahnen in Verden, zwischen Verden und Bremen und innerhalb Bremens gültig. Wenn die Bundesbahn noch zustimmt, sollen die Monatskarten künftig sogar übertragbar sein. Die Verhandlungen über eine solche - bundesweit einmalige Umland-Karte stehen kurz vor dem Abschluß.

Bundesweit einmalig waren die öffentlichen Verkehrsverhältnisse um Bremen herum bislang in einem ganz anderen Sinn: Alle vergleichbaren Großstädte haben schon seit Jahren einen Verkehrsverbund, wie er nun in Bremen entstehen soll. Der Grund für die Schlußlicht-Position waren die zähen Verhandlungen über eine Landesgrenze hinweg. Schon 1957 hatte der Bremer Senat einen Arbeitsausschuß eingerichtet, der entsprechende Pläne schmieden sollte. Doch dann kam es 1965 zunächst nur zu einem „Übergangsfahrschein“ zwischen BSAG und Bundesbahn für Fahrten zwischen Bremen und Bremen-Nord. Erst 1980 wurde die Gültigkeit des Einheitsfahrscheins bis Ritterhude, Delmenhorst, Syke und Ottersberg ausgedehnt. Mit Gründung der VBN werden nun Busse und Bahnen im Norden, Osten und Süden Bremens im Radius von ca. 50 km verbunden. Ab 1990 will auch der

Landkreis Wesermarsch der VBN beitreten.

Während sich die niedersächsische Landesregierung an der Finanzierung des Verkehrsverbundes nicht beteiligt, werden die Städte und Gemeinden des Umlandes 2,1 Mio und Bremen 4,5 Mio Mark jährlich zuschießen, umMindereinnahmen der regionalen Busunternehmen auszugleichen. Für Bremen wird die VBN jedoch nicht teurer als der bislang gezahlte Ausgleich für den Verkehrsverbund DB/BSAG, so jedenfalls kalkuliert Verkehrssenator Kunick. Neu sind die Subventionen des öffentlichen Nahverkehrs jedoch für die niedersächsischen Städte und Kreise. 22 lange Sitzungen waren nötig, um sich auf einen Verteilungsschlüssel zu einigen.

Im Einzugsbereich der künftigen VBN leben 945.000 Menschen. Mit 16,4 Mio Personenfahrten pro Jahr wird gerechnet. Eingeschlossen sind darin auch die von den Landkreisen finanzierten Schulbusse. Gegenüber den ca. 100 Mio jährlichen Fahrten innerhalb des BSAG-Netzes ist die Zahl noch sehr niedrig. Doch die Umland-Verkehrsbetriebe, die bislang jedes Jahr weniger Personen transportierten, erhoffen sich durch den Verkehrsverbund nun wieder zusätzliche Kundschaft. Denn abgesehen von wenigen lokalen Ausnahmen wird Busfahren auch zwischen den Umland-Gemeinden billiger.

Für BremerInnen bringt der Verkehrsverbund jedoch vorerst keine Vorteile. Wer seinen Fahrschein bei der BSAG kauft, darf damit auch künftig nur innerhalb der Bremer Stadtgrenze fahren.

Ein Umsteigen auf Umland-Li nien ist nicht möglich.

Mit den günstigen Tarifen ist schließlich auch nicht allen Umland-BewohnerInnen geholfen. Der Gemeindedirektor aus Hagen war gestern mittag zur Vertragsunterzeichnung im Auto nach Bremen gekommen. Der öffentliche Nahverkehr bietet nämlich nur eine Verbindungen am Morgen und eine am Abend.

Dirk Asendorpf