Freßfeinde und Beutefische

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(Von Haien und kleineren Fischen, WDR, 20 Uhr) Reicher geworden an Wissen, will der Fernsehzuschauer unserer Tage mehr sehen als nur anmutige Bilder von Korallengärten und buntschillernden Fischen. Er will neue, kaum gesehene Vorgänge aus einer anderen Welt erfahren.

In einem unaufhörlichen Wettlauf zwischen Jägern und Gejagten haben Fische, genau wie die Landtiere, erstaunliche Schutz- und Jagdanpassungen entwickelt, die alle nur dem einen Zweck dienen: zu überleben. Durch immer neue Anpassungen in Körperbau und Verhalten versucht sich der Verfolgte dem Angriff seines Freßfeindes zu entziehen und fordert dadurch wiederum neue Anpassungen seines Jägers heraus.

Grundsätzlich lassen sich diese Anpassungsformen in zwei Kategorien einteilen: in Lauerer und Jäger. Als Lauerer bezeichnet man jene Fische, die irgendwo in einer Spalte versteckt oder sichtgetarnt im Sande liegend darauf warten, daß ein Beutefisch in ihre Nähe kommt. Dann schießen sie plötzlich hervor und erzeugen zugleich durch das Aufreißen ihres Maules einen kräftigen Sog, der die Beute in ihren Rachen reißt.

Manche Fische bedienen sich dabei einer besonderen List, wie beispielsweise die sogenannten Anglerfische. Gut sichtgetarnt ködern sie ihre Beute, indem sie regungslos auf dem Grund sitzen und nur ihre Angeln, den ersten Strahl der Rückenflosse, auffällig hin- und herbewegen. Durch den vermeintlichen Wurm angelockt, werden kleine Fische ins Maul gesogen und verschlungen.

Trompetenfische benutzen Friedfische zur Tarnung. Sie schmiegen sich der Länge nach an die Rücken von Papagei oder anderen großen Friedfischen und schleichen sich in dieser Deckung an kleinere Riff-Fische heran, die sie durch plötzliche Attacken erbeuten.

Einer interessanten Jagdtechnik bedienen sich auch die Rotfeuerfische. Sie breiten ihre Brustflossen zu Fächern aus und drängen kleine Fische in die Enge von Korallennischen. Diejenigen der kleinen Fische, die in ihrer Bedrängnis durch die transparenten Fenster der Brustflossen flüchten wollen, werden vom Rotfeuerfisch aufgeschnappt.

Dieter Kaiser (WDR)