Ladenschluß per Streik

■ Vier Innenstadt-Kaufhäuser für knapp zwei Stunden zu HBV gegen Dienstleistungsabend am Donnerstag

Knappe zwei Stunden blieben gestern morgen die vier großen Kaufhäuser in der Bremer Innenstadt geschlossen. Die Gewerkschaft Handel, Banken und Versicherungen (HBV) hatte zum Warnstreik aufgerufen, um gegen die Verlängerung der Ladenöffnungszeiten über 18:30 Uhr hinaus zu demonstrieren. Anlaß waren die Beratungen der Bundesregierung, die gestern einen Gesetzentwurf beschloß, der an Donnerstagen einen „Dienstleistungsabend“ bis 21 Uhr vorsieht (vgl. S.2). Über 1.500 Beschäftigte von Horten, Quelle, Karstadt und Dyckhoff kamen aus Protest dagegen erst gegen halb elf Uhr an ihre Arbeitspätze.

Für den Vorsitzenden der HBV-Ortsverwaltung, Hans-Jürgen Kröger, war der Warnstreik ein „unerwartet großer Erfolg“. Der Protest richtete sich nicht nur gegen die geplante Gesetzesänderung der Bundesregierung, sondern auch gegen den Einzelhandelsverband Nordsee, der sich in den laufenden Tarifverhandlungen bisher weigert, ein Arbeitszeitende um 18:30 Uhr zumindest für die 40.000 im Land Bremen im Einzelhandel Beschäftigten festzuschreiben. Wenn die Arbeitgeber bei ihrer Ablehnung einer entsprechenden Klausel im Tarifvertrag bleiben und der Bundestag den Gesetzentwurf beschließt, würden im Land Bremen 100.000 Personen direkt oder als Familienangehörige um einen familiären Donnerstag abend gebracht, so die Rechnung der HBV.

Für die Kaufhäuser kam der Warnstreik gestern überraschend, obwohl eine Friedenspflicht der Gewerkschaften nach dem wiederholten Platzen der Tarifverhandlungen nicht mehr besteht. Bei Horten sollen z.B. alle Streikenden ans Personalbüro gemeldet werden, damit ihnen der Lohn für die zwei Streik-Stunden abgezogen werden kann. Über die Höhe des Umsatzausfalls wollte die Horten-Geschäftsleitung jedoch gestern nachmittag noch keine Angaben machen. Dafür war für dessen Sprecher Bröske „unverständlich“, warum die HBV gerade die großen Kaufhäuser bestreikt hatte, die doch gar kein Interesse an einer verlängerten Ladenöffnungszeit hätten. Ob dies auch nach Verabschiedung des Gesetzes so bleiben wird, wollte Bröske gestern jedoch „noch nicht sagen“.

Übergangen fühlte sich gestern die Deutsche Angestellten Gewerkschaft (DAG). Sie hatte von dem Warnstreik der HBV -KollegInnen erst am Morgen erfahren. „Bei gemeinsamer Koordination hätte der Warnstreik zu einer weit größeren Resonanz geführt“, beklagte sich DAG-Sekretär Rolf Reimers über die mangelnde Absprache. „Wir werden den Teufel tun und die kleine DAG, die hier als Trittbrettfahrer auftreten will, mitnehmen“, zeigte HBV-Chef Kröger dagegen Härte gegenüber der DAG, die nicht Mitglied im DGB ist. Kröger weiter: „Wir sind selbst stark genug, da brauchen wir nicht noch 20 DAGler zusätzlich“.

Ase