Krieg und Frieden am Kubat-Dreieck

■ Wunschdenken und Realität / Von der Utopie eines „autonomen Lebens“

„Erstmal richtig Peace“ - für die Kubat-BesetzerInnen zählt nach dem Tränengas-Beschuß vom Wochenende nur noch „Frieden“ - Zelte flicken, Wunden pflegen und auf den nächsten Angriff warten - der Kriegszustand bestimmt derzeit das Leben im Hüttendorf. Die Räumung ist abgemachte Sache, und niemand macht sich noch ernsthaft Gedanken über die Utopie eines „autonomen Lebens“.

„Vielleicht halten die Leute hier nur zusammen, weil die Bullen da sind“, bezweifelt der Bewohner, daß ein „selbstbestimmtes“ Leben andauern könnte - „irgendwann löst sich das alles auf. Ich hab das doch in der O'straße gesehen - erst kommt das Motorrad, dann der Schrank und dann auch irgendwann die Waschmaschine.“

„Wenn das so weiter wie bisher ginge, würden wir uns bald gegenseitig verprügeln“, meint ein anderer. Ein Funken Optimismus bleibt aber trotz der internen Streitigkeiten: „Ich würde mir erst einmal ein schönes Häuschen bauen. Hier hast du schließlich deine Ruhe und du bist im Grünen.“ „Ein Häuschen auf Stelzenfüßen mit Kaninchen“, wünscht sich eine Besetzerin. Das Wunschdenken muß dem kalten Pragmatismus aber zuweilen weichen: „Ees ist schließlich einfacher, 'ne Hütte zu bauen, als 'ne Wohnung zu finden.“ Die Fraktionskämpfe zwischen den 'Hardcores‘ und den 'Peace -Freaks‘ werden unterschiedlich beurteilt: „Die Hardcores würden auf lange Sicht sowieso abbauen“, hoffen einige. „Wenn's richtig losgeht, verdrücken die sich doch und liegen in der Sonne“, lautet die verächtliche Antwort. „Wenn die Hoffnung bestünde, daß wir hier weiter bleiben könnten, würden sich die Leute zusammenreißen. Das wäre dann wie 'ne große WG über den Platz verteilt“, glaubt ein anderer.

Die BesetzerInnen wollen wenigstens bis zur Räumung Ruhe vor den Machos haben - „Verkneift euch euren Männlichkeitswahn - bis zum 1.7.“, prangt auf einer Fahne. Der 1. Juli ist und bleibt das Stichdatum. Wenn Kewenig nicht räumen ließe, könnte das Leben im Kubat-Dreieck weitergehen - vielleicht.

Thomas Langhoff