(K)ein Bonbon für Arbeitslose

■ Ein bislang nur auf dem Papier existierendes Modell gegen Arbeitslosigkeit stellten die FDP und der Politologe Professor Grottian gestern vor

Die FDP will 20.000 Arbeitslosen die Möglichkeit schaffen, sich selbst einen Arbeitsplatz zu suchen. Das von dem Politologen Prof. Grottian entwickelte Modell sieht vor, daß längerfristig Arbeitslose Eigeninitiative ergreifen und sich einen ihren Wünschen und ihrer Qualifikation entsprechenden Arbeitsplatz schaffen können. Das Land Berlin soll dann für drei Jahre die Kosten tragen. In diesem Herbst will die FDP einen entsprechenden Antrag ins Berliner Abgeordnetenhaus einbringen.

Wer länger als neun Monate arbeitslos ist, so sieht es der Antrag vor, kann sich bei einem Betrieb bis zu 20 Beschäftigten oder im öffentlichen und halböffentlichen Bereich einen Arbeitsplatz suchen. Mit dem Arbeitsvertrag wendet er sich dann an eine - noch einzurichtende Beschäftigungsbörse. Von dort wird dann das Gehalt zwischen 800 Mark und 2.400 Mark - drei Jahre lang bezahlt. Um Mißbrauch vorzubeugen, soll jeder Betrieb nicht mehr alszwei Leute einstellen dürfen. Das Programm soll je zur Hälfte Personen mit Ausbildung und Personen ohne Qualifikation zugute kommen. Männer und Frauen sollen ebenfalls zu je 50 Prozent berücksichtigt werden.

Der wirtschaftspolitische Sprecher der FDP-Fraktion, Hoffmann, nannte die Tatsache von annähernd 100.000 Arbeitslosen „untragbar“. Mit dem Programm wolle man die etwa 25.000 längerfristig Arbeitslose erfassen. Das von Grottian entwickelte Programm passe in liberales Gedankengut, weil es die Kreativität und Flexibilisierung fördere.

Wirkung habe es natürlich nur, wenn Geld für eine ausreichende Zahl von Arbeitsplätzen zur Verfügung stehe, sagte Hoffmann mit Verweis auf das 501-Programm von Senator Fink, in dem bislang nur 50 Jugendliche Arbeit gefunden haben.

Etwa 800 Millionen Mark soll das Programm jährlich kosten, sagte Hoffmann. Der Koalitionspartner CDU habe bereits Interesse signalisiert. Senator Pieroth hoffe auf Bundesmittel, da etwa 50 Prozent der Kosten über Einsparungen bei der Arbeitslosenunterstützung gespart werden könnten. Stimmt das Abgeordnetenhaus zu, könne das Programm bereits zu Beginn nächsten Jahres starten.

Der Landesgeschäftsführer der SPD, Kremendahl, begrüßte die Initiative der FDP. Unkonventionelle Vorschläge seien angesichts der hohen Arbeitslosigkeit „bemerkenswert“. Gar nicht begeistert zeigte sich die Alternative Liste. Der wirtschaftspolitische Sprecher der Fraktion, Seiler, nannte es ein Programm das „verhöhnt“ statt hilft.

bf