BASF lebt mit dem IG-Farben Schatten

■ Kritische Aktionäre fordern auf der HV unabhängige Überprüfung der Gentechnik

Ludwigshafen (taz) - Das Top-Management der BASF ziert sich noch. „Eine Entscheidung des Vorstands ist bisher nicht gefallen“, sagt der Pressesprecher. Die taz hatte gefragt, ob nach Daimler und VW nun auch der badische Chemieriese zum 125jährigen Bestehen im nächsten Jahr seine Nazivergangenheit erforschen lassen wolle. Bekanntlich war die BASF Teil des größten Konzerns der Nazizeit, der IG -Farben. Und immerhin war diese „Interessengemeinschaft“ der wichtigste Partner für Hitlers Pläne einer autarken Kriegswirtschaft. Die IG setzte beim Bau eines Zweigwerkes in Auschwitz 300.000 Zwangsarbeiter ein, von denen 25.000 starben.

Wenn sich heute die Aktionäre der BASF zur 36. Hauptversammlung im Ludwigshafener Feierabendhaus versammeln, werden sie sich für etwas anderes interessieren: Der Vorstandsvorsitzende Hans Albers kann berichten, daß BASF weltweit, wie auch im Jahr zuvor, 40 Milliarden Umsatz erzielt hat. Der Bilanzgewinn ist „im fünften Jahr hintereinander“ gestiegen. Genau 554.835.870 Mark werden als Dividende an die Aktionäre ausgeschüttet, zehn Mark pro Aktie. Bei Knackwurst und Cola wird man auf zahlreichen Monitoren verfolgen können, was Herr Albers noch zu sagen hat: 133.700 Mitarbeiter hat die BASF weltweit, 90.000 davon in der BRD. Der Geschäftsbericht weist aus, daß der Düngemittelsektor „durch Überproduktion, Stillegung von Anbauflächen und steigende Umweltauflagen“ unter Druck geraten ist. Das Werk Nordenham wurde stillgelegt. „Das Werk Castrop-Rauxel wird bis Ende 1990 geschlossen.“ Von diesen Maßnahmen „werden 1.900 Mitarbeiter betroffen sein.“

Die alternativen Aktionäre fordern statt Schließung die Herstellung umweltfreundlicher Produkte an diesen Standorten. Aber nicht nur das. Für die oppositionellen Anleger wird der Chemieprofessor Jürgen Rochlitz, Grünen-MdL in Baden-Württemberg, eine Kürzung der Dividende um 10 Pfennig pro Aktie beantragen. Mit den so gewonnenen fünf Millionen Mark sollen die gentechnischen Aktivitäten der BASF durch ein unabhängiges Institut überprüft werden. Wegen fehlender Gesetze sei nicht gesichert, daß im Hauptlabor des Konzerns das Entweichen manipulierter und sich vermehrender Organismen ausgeschlossen sei. Unter anderem müsse überprüft werden, ob das Prinzip der Null-Emission technisch garantiert sei.

Götz Conrad