Todesopfer nach Unruhen in Birma

Schließung einer Universität in Rangun verursacht Straßenschlacht / Studenten wollten friedlich protestieren  ■  Von Simone Lenz

Berlin (taz) - Blutige Straßenschlachten zwischen Tausenden von Demonstranten und der Polizei in der birmanischen Hauptstadt Rangun haben am Dienstag nach amtlichen Angaben sechs Menschen das Leben gekostet. Die Regierung verhängte daraufhin für zwei Monate ein nächtliches Ausgehverbot über die Hauptstadt. Ausgelöst wurden die Unruhen durch die Schließung der Universität für Geistes- und Naturwissenschaften, deren Studenten friedliche Protestkundgebungen gegen die Regierung veranstaltet hatten. Bereits in der vergangenen Woche forderten Studenten die Regierung auf, Studentengewerkschaften zuzulassen und bei früheren Protesten inhaftierte Kommilitonen auf freien Fuß zu setzen. Nach einer langen Phase politischen Schweigens entzündeten sich im vergangenen September Studentenunruhen, als die Regierung ohne Vorwarnung bestimmte Geldnoten ersatzlos entwertete und damit einen großen Teil des Bargelds aus dem Verkehr zog. Gezielt war diese Aktion vor allem gegen einige reiche Schwarzmarkthändler - so jedenfalls die offizielle Erklärung - getroffen hat sie aber die weniger Wohlhabenden. Ersparnisse werden meist nicht auf der Bank deponiert, da man den staatlichen Organisationen mißtraut, sondern im Sparstrumpf. Der aber war über Nacht um 60 Prozent erleichtert.

Die Unruhen im September und März sind durch das vor 26 Jahren an die Macht gekommene sozialistische Militärregime rigoros und erfolgreich niedergeschlagen werden. Im Gegensatz zu den offiziellen Angaben, nach denen im März zwei Studenten ums Leben gekommen seien, berichten diplomatische Kreise in Bangkok von bis zu 100 Toten. Die Regierung des despotischen Generals Ne Win geriet erst im Mai durch einen Bericht von amnesty international über schwere Fälle von Menschenrechtsverletzungen in Mißkredit. Hunderte von Dorfbewohnern sind demnach von Regierungssoldaten gefoltert und ermordet worden. Bei den Opfern handelt es sich um Angehörige ethnischer Minderheiten.

Der „starke Mann“ von Birma hat zwar bereits 1981 das Amt des Staatschef aus Altersgründen 70jährig abgelegt, aber er bestimmt seit seinem unblutigen Militärputsch 1962 die Politik der „birmanischen Union“. Ne Wins „Birmanischer Weg zum Sozialismus“ - eine Mischung aus sozialistischer Wirtschaft, militärischer Kontrolle und Isolationismus - hat das Land zu einem der ärmsten Länder der Welt werden lassen.