Bayer in der Peripherie ...

■ ... geht illegal und gnadenlos hart gegen ArbeiterInnen vor

Berlin(taz) - Extra angereist ist Jesus Vargas, Generalsekretär der Gewerkschaft in einem Zweigwerk: Er wollte die versammelten Bayer-Eigner hautnah mit den fernen Unternehmerpraktiken ihrer Oberlinge konfrontieren.

Jesus Vargas vertritt die 741köpfige Belegschaft der „Bayer Industrial Lima/Peru“. Der Betrieb produziert dort gewinnbringend „Dralon“. „Arrogant und selbstherrlich“, so Vargas, reagiert das Unternehmen in Peru seit Jahren auf die Forderungen der Beschäftigten. Es geht ihnen um Lohnanpassung an die Inflationsraten, um Arbeitssicherheit und schließlich um Mitbestimmungsrechte.

Der Konflikt eskalierte nach einem mehrwöchigen Streik im Februar und März 1987. Die ArbeiterInnen kehrten zwar an ihre Arbeitsplätze zurück, ohne daß sie ihre Forderungen hatten durchsetzen können. Doch dies reichte den Bayer-Chefs offenbar nicht. Sie feuerten neun führende Gewerkschafter. „Illegal“, beschieden mehrere peruanische Gerichte. Doch selbst höchstrichterliche Beschlüsse ignorierte die Geschäftsleitung. Die Entlassenen blieben vor der Tür, bis der dreiköpfigen Geschäftsleitung Haftbefehle wegen Mißachtung peruanischen Rechts auf den Tisch flatterten. „Vor den Toren des Gefängnisses“, sagt Jesus Vargas, „entschloß man sich zur Wiedereinstellung.“ Gelernt hat die Geschäftsleitung in Lima offenbar nichts: Wegen des Streiks verweigert sie jetzt einem Teil der Belegschaft den Urlaub trotz gegenteiliger Gerichtsbeschlüsse.

gero