Schule im Kaufhaus

■ Vom Asbest vertriebene Kreuzberger Schüler sollen im alten „Merkur-Kaufhaus“ zwischenlagern / Bezirksvorschlag begrüßt

Das „Merkur-Kaufhaus“, das ehemalige IBA-Ausstellungsgebäude in der Kreuzberger Lindenstraße, soll als Ersatz für die wegen Asbestverseuchung geschlossene Ossietzky-Gesamtschule dienen. Dieser Vorschlag des Kreuzberger Schulstadtrates Engelmann (CDU) fand im Schulausschuß des Bezirks die einhellige Zustimmung aller Fraktionen und der Lehrer der Schule. Das jetzt noch leerstehende Gebäude ist als einziges in Kreuzberg groß genug für die ca. 500 SchülerInnen der Mittelstufe.

Das seit dem Krieg leerstehende ehemalige Kaufhaus kaufte die Klingbeil-Gruppe vor ca. zwei Jahren zusammen mit dem restlichen Block. Für die Zusage, dort auf dem restlichen Gelände staatlich subventionierten sozialen Wohnungsbau errichten zu dürfen, müsse Klingbeil, so Finanzsenator Rexrodt, vor dem Verkauf des landeseigenen Grundstücks sich verpflichten, das verfallene Merkur-Kaufhaus instandzusetzen und wieder an den Senat zu verkaufen - für den gleichen Preis, für den Klingbeil es kaufen konnte, zuzüglich des Verkehrswertes des Gebäudes.

Klingbeil bezahlte damals 1,5 Millionen Mark für das Grundstück und die Ruine. Die Instandsetzung des Gebäudes veranschlagte die Klingbeil-eigene Ingenieursfirma Intertec auf acht Millionen Mark, ein Betrag, der damals als überhöht bewertet wurde. Ein Gegengutachten, von der SPD in Auftrag gegeben, schätzte die Bau- und Finanzierungskosten um 2,8 Millionen Mark niedriger als die acht Millionen der Intertec.

Ein Angebot Klingbeils von Anfang Juni dieses Jahres, das Haus für zwölf Millionen Mark an den Senat für die Senatsumweltverwaltung zu verkaufen, kann daher getrost als überhöht bezeichnet werden. Beim Senat wurden bereits vor Monaten Beträge von 718.000 Mark Jahresmiete bzw. acht Millionen Mark Kaufpreis gehandelt. Im Laufe des Jahres 1989, so der senatsinterne Zeitplan, könne Starnicks Verwaltung das Haus beziehen.

Das Haus so lange als Schulersatz zu nutzen, ist möglich: Innerhalb der nächsten 15 Monate, so die Kreuzberger Verwaltung, ist die Asbestsanierung abgeschlossen. Nur wer die Mietkosten trägt, ist noch nicht entschieden. Engelmann will sich deshalb an den Finanzsenator wenden.

esch