Kassen-Magnet

Konzerne wollen ihre Muster-Bahn per BVG finanzieren  ■ K O M M E N T A R

Berlins US-amerikanische Partnerstadt heißt Los Angeles, nicht Las Vegas. Wie unpassend! Denn wie Las Vegas die Vergnügungsmetropole der USA ist, so gerät Berlin immer mehr zum Rummelplatz der Nation. Bald werden die beiden Städte eine weitere Gemeinsamkeit haben: die Magnet-Bahn. Las Vegas ist bislang weltweit die einzige Stadt, die eine M-Bahn fest gebucht hat, nicht zuletzt als Touristenattraktion. Berlin hat die erste M-Bahn der Welt - als Teststrecke, als Prestigeobjekt und sicher auch zur Freude der vergnügungssüchtigen Berliner. Dagegen ließe sich zunächst wenig sagen, genauso wenig, wie sich gegen ein zukunftsweisendes Nahverkehrssystem sagen läßt.

Aber es wird den Berlinern kein Vergnügen mehr bereiten, wenn sie mit ihren Steuergeldern und mit steigenden BVG -Fahrpreisen die Rummelplatz-Attraktion M-Bahn auch noch bezahlen müßten - auf Kosten eines vernünftigen BVG-Netzes.

Die Berliner M-Bahn dient der AEG - einer Tochter des Daimler-Konzerns - als Referenzobjekt. Ein Verkehrsbedürfnis der Berliner befriedigt sie an dieser Stelle nicht, das sagt auch die BVG. Der im Geld nur so schwimmende Daimler-Konzern müßte deshalb die Kosten der Strecke tragen, nicht die BVG, die finanziell schon jetzt kurz vor dem Verdursten steht. Es sei denn, eine Spende trifft ein: von Dagobert Duck, wohnhaft in Disneyland bei Los Angeles.

Hans-Martin Tillack