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Neue Verbündete suchen

Achim Vandreike, Vorsitzender der ÖTV-Kreisverwaltung Frankfurt, Personalratsvorsitzender der Stadt Frankfurt, über die Zukunftsdiskussion  ■ I N T E R V I E W

taz: Die ÖTV Frankfurt diskutiert über die „Zukunft des Öffentlichen Dienstes“. Warum?

Vandreike: Nur so kann den Beschäftigten deutlich gemacht werden, wohin die Reise geht, über welche Diskussionen ihre Arbeitsbedingungen verbessert und abgesichert werden können.

Ihr wollt das Interesse der Beschäftigten mit den Interessen der Bürger in Übereinstimmung bringen.

Wir versuchen, das miteinander zu verbinden und in den übrigen gesellschaftlichen Bereichen Verbündete dafür zu finden. Das beinhaltet ein Stück Öffnung hin zu anderen gesellschaftlichen Kräften außerhalb der Gewerkschaft, zum Beispiel zu den Bürgerinitiativen im Stadtteil, politischen Parteien, Kirchen.

Viele Arbeitsplätze des Öffentlichen Dienstes resultieren aus einem Mangel an Sozialstaatlichkeit. Eigentlich müßte das Ziel sein, solche Arbeitsplätze überflüssig zu machen.

Wir haben natürlich kein Interesse daran, daß die Zahl der Sozialhilfeempfänger steigt, weil dann die Beschäftigtenzahl im Öffentlichen Dienst auch steigt. Es muß überlegt werden, in welchen Bereichen des Öffentlichen Dienstes, Umwelt, Gesundheit usw. zusammen mit der Bevölkerung und anderen gesellschaftlichen Gruppen Dienstleistungen verbessert und Arbeitsplätze auch teilweise neu geschaffen werden können.

Ihr versucht, an das soziale Engagement der Beschäftigten zu appellieren, es zu fördern.

Es geht um das soziale Engagement im Bereich der inhaltlichen Sozialverwaltung und generell um das Engagement in der Arbeit. Das Interesse an einer solchen Diskussion ist viel weiter verbreitet als wir zunächst dachten. Wir haben in den letzten Jahren in Frankfurt unter einer CDU-Regierung die Erfahrung gemacht, daß wir zum Beispiel bei geplanten Streichungen von Arbeitsplätzen sofort in die Defensive geraten, wenn wir uns nicht um Qualität und Inhalte der Öffentlichen Dienstleistungen kümmern.

Wie steht es mit gewerkschaftlichen Tabuthemen wie etwa der Flexibilisierung von Öffnungszeiten zugunsten der Bürger?

Das muß dringend mit in die Diskussion einbezogen werden. Wir können ja nicht verbesserte Dienstleistungen fordern, die aber in der Zeit von sieben bis 15 oder 16 Uhr stattfinden sollen. Die Arbeitszeit muß sich nach dem Bedarf der Bevölkerung richten. Dabei muß es allerdings für Zeiten, die außerhalb der regelmäßigen Arbeitszeit liegen, für die Beschäftigten eine Entschädigung geben - nicht in Geld, aber zum Beispiel in Form zusätzlicher Freizeit.

Interview: Martin Kempe

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