Becq-Fleisch beim Zoll

Radioaktiv verseuchtes Rindfleisch in Wilhelmshaven unter Verschluß  ■  Aus Bremen Dietmar Barz

Der Kühlfrachter „Reefer Rio“, der 6.050 Tonnen radioaktiv verstrahltes Rindfleisch an Bord hat, liegt noch immer unter Zollverschluß in Wilhelmshaven. Inzwischen hat das niedersächsische Landwirtschaftsministerium das Verfahren an sich gezogen.

Die drei Proben, in denen die Untersuchungs-und Forschungsanstalt in Oldenburg zwischen 60 und 240 Becquerel Cäsium festgestellt hatte, gelten nach Ansicht der Behörden nicht als repräsentativ. Das Fleisch soll von der Besatzung selbst ausgewählt worden sein. Auftraggeber der Messung war die „Nordfrost“ in Schortens bei Wilhelmshaven, in deren Kühlhaus die Ware bis zum Weiterverkauf in ein anderes Land eingelagert werden soll.

Die Ladung, die im Mai 1987 von einer irischen Fleischhandelsgesellschaft auf drei Frachtern nach Venezuela gebracht wurde, soll aus Irland und Dänemark stammen. Venezolanische Behörden haben dem Ministerium in Hannover bestätigt, daß sie Werte bis zu 714 Becquerel gemessen haben. Der Grenzwert liegt in Südamerika bei 300, in der EG bei 600 Bq. Das Ministerium hat zudem festgestellt, daß eine neue Messung der Radioaktivität vielleicht gar nicht mehr nötig wird: Das Fleisch gilt als „Import aus einem Nicht-EG -Land“, für das eine Gesundheitsbescheinigung nötig ist auch dann, wenn es nur Transitware ist. Götz Anhalt, Referent beim Landwirtschaftsministerium, bestätigte der taz, daß ein solches Zeugnis bislang nicht vorgelegt wurde.