Bayern neugierig auf „Mini„-HTR

Isar-Außenwerke fordern als erster Energieversorger Sicherheitsbericht vom Hersteller des Reaktors an / Opposition fragt, ob schon Genehmigungsverfahren eingeleitet worden ist  ■  Aus München Luitgard Koch

München (taz) - Die Nachricht, daß die bayerischen Isar -Amperwerke als erster bundesdeutscher Energieversorger beim Mannheimer Konzern Asea-Brown-Bovery (ABB) einen Sicherheitsbericht für den „kleinen“ Hochtemperaturreaktor (HTR 100) mit 100 Megawatt elektrischer Leistung bestellt haben, hat jetzt die Oppositionsparteien im bayerischen Landtag auf den Plan gerufen. In ihren Anfragen an die Staatsregierung wollen SPD wie Grüne von der Staatsregierung wissen, ob es bereits Gespräche mit den Isar-Amperwerken bezüglich des „Minireaktors“ gegeben hat und etwa darüber hinaus schon ein standortunabhängiges Genehmigungsverfahren eingeleitet wurde, sowie Standortüberlegungen angestellt worden sind. Von der Herstellerfirma wird der HTR 100 mit der Bemerkung angepriesen, „für jeden Standort geeignet, vor allem aber in Industrienähe und Ballungsgebieten“. In Niedersachsen ist von Interatom für ein ähnliches Modell bereits ein Genehmigungsverfahren eingeleitet und zwar standortunabhängig. Dasselbe Verfahren befürchten SPD und Grüne auch für Bayern.

Das Problem bei solchen Verfahren liegt auf der Hand. Zum einen können sich BürgerInnen, die keine Ahnung haben, daß in ihrer Gegend ein derartiges AKW geplant ist, kaum mit der Planung auseinandersetzen. Zum anderen wird die Sicherheit eines prinzipiell genehmigten Reaktors, wie auch SPD -Umweltsprecher Kolo kritisiert, für den konkreten Standort nicht mehr überprüft. Angesichts der vorhandenen Überkapazitäten und nachdem selbst Staatskanzleichef Stoiber in seinem Wahlkreis versicherte, daß nach ISAR II kein neues AKW in Bayern geplant sei, wäre nach Meinung der Grünen der Bau eines bayerischen „Minireaktors“ nicht zu verantworten.

Nach Angaben des bayerischen Umweltministeriums hat es bisher keine Gespräche mit den Isar-Amperwerken bezüglich des „Minireaktors“ gegeben. Ob die Isar-Amperwerke einen derartigen Antrag stellen werden, hänge wohl von der Wirtschaftlichkeit ab, hieß es.