Prozeß um den Tod eines Asylbewerbers

Tübingen (taz) - Vor der 1. Jugendkammer des Tübinger Landgerichts hat gestern der Prozeß um den Tod des 20jährigen iranischen Asylbewerbers Kiomars Javadi begonnen. Javadi war im August letzten Jahres nach einem versuchten Ladendiebstahl von zwei Angestellten eines Supermarktes erwürgt worden. Der damals 18jährige Lehrling Andreas U. hatte den jungen Iraner, der versucht hatte zu entkommen, im Hinterhof der Supermarktkette „Pfannkuch“ „in den Schwitzkasten“ genommen. Aber, so seine Formulierung gestern vor Gericht, er habe ja „gar nicht voll zugedrückt“. Nachdem Passanten ihm zugerufen hatten, „du bringst ihn ja um“, habe er seinen Griff „gelockert“. Als nach 20 Minuten die Polizei eintraf, war Kiomars Javadi völlig leblos, und im Krankenhaus konnte nur noch sein Tod mit der Todesursache Erstickung durch Würgen festgestellt werden. Der Prozeß um den Tod Javadis, der im letzten Sommer in Tübingen Anlaß mehrerer Demonstrationen war und heftige Diskussionen über Ausländerhaß und Asylbewerber ausgelöst hatte, wird am Mittwoch und Donnerstag dieser Woche fortgesetzt.

Ve.