Hör-Funken

■ Lückenschau

Lückenschau. Beim Thema „Jugend und Politik“ bekommen allerlei Sorgenträger um die Zukunft des Staates Demoskopen, Parteimanager, Zeitungskommentatoren von FAZ bis TAZ - den feuchtwarmen Zukunftswerberblick und kleben Betroffenheitskundgaben und Arme-Sünder-Mienen auf Wortplakaten über die „Glaubwürdigkeitlücken“, die angeblich das schwarze Schaf Barschel in die Politiker-Image-Fassade gerissen habe und selbst vom Leithammel von Weizsäcker nicht mehr zu füllen sind. Unter allgemeinen Staatsverdrossenheitsklagen werden moralische Narkotika aufs Stimmvieh von morgen wie Zwillingsgeschosse polizeilichen Tränengases auf den renitenten Staatsbürgernachwuchs losgelassen, während die politischen Breschenschläger unbeirrt die angeblich beklagenswerte Selbstdemontage straflos fortsetzen. Für die ganz schweren Fälle der Staatsverdrossenheit stehen ja Hundertschaften von Sozialpsychologen, Pfarrern und street-workers der Einsatzbereitschaften zur Verfügung, auch Staatsanwälte und Richter wirken emsig mit, gefährliche Lücken des Staates mit festen Mauern zu schließen. Eine halbe Stunde wird heute abend zu hören sein, was junge Leute von Politikern halten, wobei hoffentlich offene Worte nicht wieder in den wabbeligen Gelee von Beschwörungsformeln fallen und am Ende zu hören ist, wie über Politiker zu denken sei, damit sie das Staatsverdrießen ungestört betreiben können.2100 - 2130, Hessen 1

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