Arnold kommt durch

■ Schwarzenegger als „Running Man“

Wieso sind da eigentlich keine Russen zu sehen, frage ich mich: Weil das erst der nächste Film mit dem großen, schönen und starken Schwarzenegger ist. Da kämpft er allein gegen die Russen in einem Perestroika-Drama, aber Arnold ist eine Allzweckwaffe, und auch in der befreiten westlichen Hemisphäre steht nicht alles zum Besten im Jahre 2019.

In den USA regiert zwar nicht mehr Ronald Reagan, aber er war vielleicht der Anfang für den totalitären Überwachungsstaat mit Lumpenproletariern, die auf der Straße nach Brot schreien, dafür erschossen werden, und für die Überlebenden gibt es eben Spiele nach Art der alten Römer, bloß mit Neuzeit-Technik wie Video-Großleinwand und ähnlich lauen Späßchen.

Arnold, der hier Ben Richards heißt und natürlich der Gute ist, weigert sich, auf den wehrlosen Plebs zu schießen, und muß dafür büßen: Er ist der Kandidat für die „Running Man„ -TV-Show. Die funktioniert ungefähr so wie seinerzeit Wolfgang Menges „Millionenspiel“ im Deutschen Fernsehen, nur ist alles einen Zacken schärfer. Mit dem Schlitten geht es runter in die Hölle, wo er gegen Monster bestehen muß: Buzzsaw mit der Kettensäge, Subzero mit einem Rasierklingen -Eishockeyschläger. Es kreischt, rattert und funkt, wenn Arnold die menschlichen Bluthunde fertigmacht.

So geht's zu im „Millionenspiel“ der Endzeit: An die ewig gleiche Vorlage - nämlich Das zehnte Opfer von Robert Sheckley aus dem Jahre 1962 - wird noch ein bißchen Blade Runner und Orwell drangestrickt und eine Prise Zynismus und Ironie untergerührt -, fertig ist der Filmbrei für fast alle Geschmäcker: Denn wer will, kann aus „Running Man“ sogar Sozialkritisches lesen, wenn nicht gleich Revolutionäres. Am Schluß geht Arnold zu den Guerillas im Untergrund: die schönsten Stereotypen seit der Erfindung Fidel Castros und der kubanischen Revolution. Die wollen vielleicht alles besser machen, bloß wird es ihnen nicht gelingen.

Gelassen, gelangweilt und von den Splatter-Einlagen richtig geekelt falle ich zurück in den Sessel: Es ist sowieso alles egal, und wer nicht so stark ist wie Arnold, hat heute eh keine Chance mehr.

Lutz Ehrlich

„Running Man“ von Paul Michael Glaser, mit Arnold Schwarzenegger und Maria Conchita Alonso, USA 1987, 100 Min

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