Es wird wärmer - weltweit

Auswirkungen der Klimakatastrophe durch „Treibhauseffekt“ schon jetzt spürbar / Untersuchung US-amerikanischer Wissenschaftler vorgestellt  ■  Von Gerd Rosenkranz

Berlin (taz) - Der „Treibhauseffekt“, seit Jahren als Horrorszenario einer künftigen weltweiten Klimakatastrophe an die Wand gemalt, beginnt bereits heute zu wirken. Das behaupten erstmals US-amerikanische Wissenschaftler des NASA Goddard Instituts für Weltraumstudien in einer in Brüssel und anläßlich der Weltklimakonferenz auch in Toronto vorgestellten Untersuchung.

Nach Angaben der NASA-Forscher schraubten sich die weltweit gemessenen Erdtemperaturen in den ersten fünf Monaten des Jahres 1988 höher als jemals zuvor, seit Messungen durchgeführt werden. Die globale Erwärmung stieg in den vergangenen 20 Jahren schneller an als in allen vorher gemessenen Zeitintervallen. Mit „99prozentiger Sicherheit“ könne nun ein Ursache-Wirkung-Zusammenhang der Erwärmung zum Treibhauseffekt hergestellt werden.

Für den Treibhauseffekt werden insbesondere als Treibgase verwendete Fluorkohlenwasserstoffe, Methan und das beim Verfeuern von fossilen Brennstoffen (Öl, Gas, Kohle, Holz) entstehende Kohlendioxid (CO-2) verantwortlich gemacht. Studien, die zur Zeit anläßlich der Weltklimakonferenz diskutiert werden, sagen einen Anstieg der Welt -Durchschnittstemperatur von 1.5 bis 4.5 Grad Celsius in den nächsten 50 Jahren voraus. Die Folge wäre eine weitere Ausbreitung der Wüstengebiete, das teilweise Abschmelzen der Eismassen an den Polen und damit ein wesentlicher Anstieg der Meeresspiegel.

Die Atomindustrie hat in der Vergangenheit stets Atomstrom als „umweltfreundliche Lösung“ des Klimaproblems angepriesen. Im Bundestag beschäftigt sich eine Enquete -Kommission „Vorsorge zum Schutz der Erdatmosphäre“ mit der Weltklimasituation. Der Abgeordnete der Grünen, Wilhelm Knabe, sieht sich durch die NASA-Studie in seinen „schlimmsten Befürchtungen bestätigt“ und forderte die Bundesregierung auf, „endlich wirksame Sofortmaßnahmen“ voranzutreiben. In diesem Zusammenhang nannte er insbesondere die Förderung weitreichender Energiesparmaßnahmen, die Verminderung der Produktion klimawirksamer Spurengase über die im vergangenen Jahr in Montreal vereinbarten Mengen hinaus und die Rettung der tropischen Regenwälder.