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Kündigung bei „Biz Bize“

■ Ein kurdisch-türkischer Mitarbeiter der Sendung „Biz Bize“ bekam die Kündigung „Sehr, sehr selten, daß so etwas passiert“ / Personalrat will Weiterbeschäftigung

Wer als freie MitarbeiterIn für einen Sender oder für eine Zeitung arbeitet, kennt zumeist das ungute Gefühl, eines schönen Tages keine Aufträge mehr erteilt zu bekommen, „ausgehungert, kaltgestellt“ zu werden. Weniger zum Alltag eines Senders wie Radio Bremen gehört es jedoch, wenn „feste Freie“ MitarbeiterInnen nicht langsam kaltgestellt, sondern formell gekündigt werden.

Ein solches Schreiben der für Personalangelegenheiten zuständigen „Honorar-und Lizenzabteilung“ fand am Samstag vergangener Woche Ibrahim Atakli, Mitarbeiter der türkischen Regionalsendung „Biz Bize“, in seinem Briefkasten. Er ist einer von denjenigen rund hundert „Freien“ im Sender, die tarifvertraglich, als „feste Freie“ abgesichert sind, die Urlaubs-und Weihnachtsgeld

bekommen, denen der Lohn im Krankheitsfall fortgezahlt wird und bei denen Kündigungsfristen geregelt sind.

„Sehr, sehr selten, fast ein Novum“ ist die Kündigung des „festen Freien“ Ibrahim Atakli für den Personalrat des Senders: „Wir wollen, daß Herr Atakli wieder in seine alten Rechte und Pflichten eingesetzt wird.“ Bei Atakli stehe der Personalrat zudem „in guten Schuhen“, da der Arbeitgeber die Kündigung nicht einleuchtend begründet habe. Ibrahim Atakli selbst möchte sich nicht gegenüber der Presse äußern.

Sven Scholz, Redaktionsleiter des Regionalmagazins „Rundschau“, dem auch die türkische Sendung „Biz Bize“ untersteht, hatte Ibrahim Atakli im Februar schriftlich mitgeteilt, es gebe „Probleme mit der journalisti schen Qualität“ seiner Beiträge. Im Fortgang des Briefes ging Scholz jedoch nur auf „sprachliche“ Probleme Ataklis ein, seine Aussprache sei vielen türkischen Hörern schlecht verständlich.

Sven Scholz weiß sich einig mit dem aufsteigenden Abteilungsleiter Niels von Haken und mit Programmdirektorin Karola Sommerey, die gegenüber der taz erklärte: „Der betreffende freie Mitarbeiter hat schwache Leistungen gezeigt.“ Sie selbst spreche türkisch und könne die Mängel Ataklis beurteilen, außerdem seien Fachleute hinzugezogen worden.

Nicht einverstanden mit der Kündigung seines Mitarbeiters ist dagegen der einzig festangestellte Redakteur von „Biz Bize“, Fehmi Kaya, der aufgrund eines bereits mehrere Monate schwelenden

Konflikts um seine Sendung häufig krank ist. Er beschwerte sich bei Abteilungsleiter Niels von Haken gegen seine „Entmündigung“. Mitarbeiter sines Vertrauens erhielten in seiner Abwesenheit keine Aufträge, sein Votum als verantwortlicher türkischer Redakteur werde nicht nur im Falle Atakli übergangen: „Ich bin sicher, daß der Kollege Atkali nicht wegen seiner angeblich fehlenden journalistischen Qualifikation entlassen werden soll.“

Am Dienstag hatte sich bereits der Redakteursausschuß mit „Biz Bize“ befaßt, da die Sendung zu einer verlängerten Sommerpause verdonnert wurde. RedakteurInnen vermuten, der einzige türkische Redakteur Fehmi Kaya und die MitarbeiterInnen seines Vertrauens sollten durch solche Maßnahmen diszipliniert und verdrängt werden.

B.D.

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