TU, WAS DU WILLST

■ Die Gallery SoToDo öffnet am Wochenende wieder

Zahllose KünstlerInnen, u.a. aus Frankreich, Spanien, Polen, den USA und Berlin, sollen an 17 Terminen im Monat Juli an jeweils drei verschiedenen Veranstaltungsorten zum Thema „Geld-Kirche-Staat“ ihre Bilder ausstellen, Filme zeigen, tanzen, spielen, lesen und zudem noch sich untereinander und ihr Publikum kennenlernen. Jenseits von E88 will die Wandergalerie „SoToDo“ mit diesem Programm Performance -KünstlerInnen neuen Raum für ihre Ideen schaffen.

Nachdem das Maß an Erträglichkeit sinnlos abgearbeiter Jobstunden überschritten war, hatte sich der Organisator des Ganzen, Theodor Do Ricco, entschieden, endlich zu tun, was er wollte, nämlich zu malen und auszustellen, ohne darauf zu warten, „entdeckt“ zu werden. Er tat sich mit anderen KünstlerInnen zusammen, eröffnete 1987 in Sacramento, Californien, seine Galerie und schloß sie wieder, nachdem getan war, was getan werden mußte, gemäß der Devise: „Wenn du dein Publikum verläßt, laß es immer zurück mit dem Wunsch nach mehr.“

Berlin ist nicht die letzte Station. Die Galerie wird mit Theodor weiterwandern - „Ich bin die Gallery SoToDo und sie ist meine Kunst“ - und irgendwo wieder von vorn anfangen. So bleibt immer SOmething To Do.

Wie kam das Programm zustande? Hattet ihr bestimmte Richtlinien?

Nein, keine großen Richtlinien. Nur daß Leute mitmachen, die Energie mitbringen, die etwas machen wollen. Weil die Galerie auch für Leute da ist, die Performance machen, um diesen Leuten zu helfen. Ich finde es besser, daß sie durch die Galerie machen können, was sie wollen und mit dieser Galerie weiterkommen. The manner of energency they put in, they get back. Wir helfen ihnen, publicity zu machen. Denn beim nächsten mal, wenn die Leute nur ein bißchen publicity machen, kommen viel, viel mehr Leute. Er ist komisch.

Was steckt hinter dem Titel „Geld-Kirche-Staat“?

Wir mache immer ein Thema, und die Künstler und Künstlerinnen arbeiten damit. Letztes Mal haben wir das Thema „Sex“ gemacht. Ich denke, alle Künstler und Künstlerinnen haben erotische Bilder. Es ist einfach, diese Bilder auszustellen.

Dieses Mal - ich glaube, dieses drei Themen haben etwas für die Leute. Geld sowieso. Geld, Geld in einem kapitalistischen Land, das macht die Leute verrückt. Und Kirche ist jetzt für eine Zeit modisch. Staat auch, weil Berlin so ein komischer Zustand ist. Wir habe ein anderen Titel überlegt, kamen aber wieder darauf zurück. Die Danckelmannstraße ist zum Beispiel in der Nähe vom Schloß Charlottenburg, da haben wir es dort „Staat“ genannt. Das Fisch-Büro ist ein schöner Ort für Kirche, etwas rituelles ...

Aber jemand, der etwas im Fisch-Büro macht, macht das gleiche in Charlottenburg...

Naja, die Leute haben mich gefragt, ob die Performance in diesem Thema bleiben sollte und ich habe gesagt: Nicht unbedingt. Sie können machen, was sie wollen. Ich habe nur gesagt: Es ist immer schöner, wenn die Performance mit dem Thema zusammengeschlossen ist. Es ist aber nicht immer so. Klaus Lübke z.B. macht „Kirche“. Er macht auch an den zwei anderen Orten etwas zu „Kirche“. Und Allessandro Zegal macht eine Performance zu allen drei Themen. Und viele, die lesen, werden auch danach suchen, zu allen drei etwas zu machen.

Wieso gerade diese drei Räume: Frontkino, Danckelmannstraße, Fisch-Büro?

Wir hatten beim letzten Mal das Glück, in der Potsdamer Straße einen riesigen Laden zu mieten. Das war sehr schön. Danach haben wir auch wieder einen riesigen Laden gesucht, ein Ateleier, 200-300 Quadratmeter. Aber es ist schwer. Ich habe zwei Monate nach einem großen Laden gesucht, aber keinen gefunden, der relativ billig war. Okay, habe ich gesagt, machen wir es so: drei kleine Läden statt eines großen. Das ist auch gut so, weil so eine Performance vielleicht 20 Minuten dauert, eine halbe Stunde, vielleicht auch eine Stunde. Und wenn so eine Performance nur dreizehn Minuten dauert, würden die Leute nicht von Charlottenburg, Lichterfelde oder Moabit auf die Potsdamer Straße kommen. Wenn es in ihrem Bezirk ist, kommen sie vielleicht eher. Es ist ein bißchen schade, daß wir nicht erst einmal mit den drei Läden angefangen haben, und jetzt in der Potsdamer Straße sind.

Machst du nur die Organisation?

Ich bin auch Maler. Ich habe Bilder und bringe sie hin zum Thema „Geld“. Vielleicht werde ich später dort arbeiten. Das ist auch schön: Es gibt eine Installlation, die kommt später, und wenn die Leute wiederkommen, sehen sie: o ja, das ist neu. Und das über einen Monat. Es ist ein Workshop, ein Treffpunkt.

Was habt ihr vorher für Projekte gehabt?

Ungefähr das gleiche. Wir hatten diesen Raum. Es war ein riesiger Raum, und wir hatten die Wände alle weiß gestrichen. Ich habe etwas in Sacramento, Californien, gemacht. Es waren drei Galerien in Sacramento. Die erste war auch „Sex“, die zweite war „religion“ und die dritte „politics“.

Ist es hier schwieriger für dich?

Es ist nicht so schwer. Es gibt ein Problem mit der Sprache, aber das kann auch gut sein. Wenn ich mit den Leuten spreche und sie nicht gleich verstehen, dann ist das auch gut. Die Sache ist, ich bin hier nicht geboren, ich kenne micht nicht so gut aus. Ich lerne viel dabei. Es gibt Ähnlichkeiten zwischen Sacramento und Berlin. Beide Städte sind klein. Eine Million in Sacramento, zwei Millionen hier. Ich will nach Los Angeles gehen. Ds ist eine riesengroße Stadt.

In Sacramento haben sie fast keine Kunst. Das ist erst seit kurzem. Die Stadt ist schnell gewachsen und jetzt kommt viel Geld. Sie wissen gar nicht so recht, was sie damit machen sollen. Ich war am Anfang da und sie wollten etwas zeigen. Und hier - es gibt so viel, was die Leute sehen können. Aber trotzdem gibt es so ein Machtloch ... Machtloch? Leute sind an Performancekunst interessiert. Das ist auch etwas Neues. Das gibt es zwar schon seit zehn, zwanzig Jahren, aber jetzt kommt es ein bißchen mehr. Die Gallery SoToDo ist eigentlich eine Zeitinstallation. Sie läuft nur für eine Monat, für eine kurze Zeit. Das gibt mir die Möglichkeit etwas anderes zu tun. Ich möchte nicht hierbleiben und mich etablieren. Ich will mehr rumreisen und sehen. Durch die Gallery habe ich eine Arbeit gefunden, mit der ich das machen kann.

Verkauft ihr auch?

Ja, das wäre schön. Besonders für den Maler oder die Malerin. Aber das ist etwas komisches. In Sacramento habe ich etwas verkauft. Aber nicht hier. In Sacramento lag es vielleicht daran, daß es am Anfang der Kunstszene stattfand. Ich hatte ein paar etablierte Künstler dabei, das half mir. Aber hier in der Potsdamer Straße hatte ich kaum etablierte Künstler. Die Leute von „rekord“ allerdings, Christian Mazet ... er kommt aus Frankreich. Er ist etabliert und macht trotzdem mit. Das ist etwas, das ich sehr schön finde, wenn ein etablierter Künstler immer dabei ist, etwas Neues zu machen.

Interview: Claudia Wahjuda

Die Gallery SoToDo eröffnet mit Yo-Yo-Ta am 1.7., 21 Uhr, Danckelmannstr.19, am 2.7., 20 Uhr im Fisch-Büro, Köpenicker Str.6 und am 3.7., 20 Uhr im Front-Kino, Mansteinstr.14.