In zwei Stunden durch die Zone

■ Die Schnellbahn Berlin-Hannover rückt näher / Verkehrsminister Warnke kündigt deutsch-deutsche Verhandlungen über das Milliarden-Projekt an

Der Bau einer neuen Hochgeschwindigkeits-Bahnstrecke zwischen Berlin und Hannover rückt näher. Nachdem die Sondierungsgespräche jetzt erfolgreich abgeschlossen wurden, sollen noch in diesem Jahr die offiziellen Verhandlungen zwischen Bonn und Ost-Berlin beginnen. Das verkündete gestern Bundesverkehrsminister Warnke(CSU) vor der Presse in Ost-Berlin, wo er zuvor mit seinem DDR-Amtskollegen Arndt gesprochen hatte.

Nach Warnkes Worten hat die DDR eine nördliche Trassenführung über Wolfsburg vorgeschlagen. Denkbar sei aber auch der Bau der etwas längeren „Südtrasse“ über Braunschweig. Der Start der neuen Hochgeschwindigkeitszüge, die dann 200 Kilometer und mehr erreichen könnten, ist nach Warnkes Angaben jedoch „nicht vor Mitte der neunziger Jahre“ denkbar. Warnke meinte aber, daß die Verhandlungen „zügig geführt“ werden könnten, nachdem schon die Sondierungsgespräche mit der DDR sehr „konstruktiv“ verlaufen seien. Hindernisse sind eher in Bonn zu erwarten. Der Grund sind die Kosten des Projektes, die auf drei bis vier Milliarden Mark geschätzt werden. Bundesfinanzminister Stoltenberg stehe dem Projekt „sehr zurückhaltend“ gegenüber, klagt man im Senat. Bürgermeister Diepgen drängte schon am Dienstag auf eine „rasche“ Entscheidung Bonns. Warnke äußerte gestern die Erwartung, die Bundesregierung werde im September, nach der parlamentarischen Sommerpause, den Verhandlungsauftrag erteilen.

Auch der Service auf den bestehenden Transitstrecken der Bahn soll verbessert werden, hieß es auf der gestrigen Pressekonferenz. Bundesbahn und Reichsbahn sprechen derzeit über den Einsatz des sogenannten Interregio-Dienstes. Er würde die Fahrzeit etwa zwischen Köln und Berlin um eine halbe Stunde verkürzen und komfortablere Wagen bieten. Auch ein Zwei-Stunden-Takt zwischen Berlin und Hannover ist im Gespräch. Der SPD-Abgeordnete Staffelt begrüßte gestern, daß Verhandlungen bevorstünden. Weitere Verbesserungen auf den bestehenden Strecken düften darüber aber nicht vergessen werden. Die Lücken in der Elektrifizierung der Südstrecken durch die DDR müßten geschlossen werden, forderte Staffelt.

Endlich diesen „Nachholbedarf“ zu befriedigen, forderte gestern auch die Fahrgast-Vereinigung IGEB. Sie erneuerte ihre Kritik an dem Schnellbahnprojekt. Wenn allein die Strecke nach Hannover ausgebaut würde, seien die Fahrgäste zu Umwegen und zum Umsteigen gezwungen, kritisierte der IGEB -Vorsitzende Curth. Für den Auto- und Flugverkehr hingegen würden stets direkte Verbindungen geschaffen. Die Schnellbahn sei nur ein „Alibi“, meinte Curth: „Jahrelanger Druck für bessere Bahnverbindungen soll mit einem Strich durch die Landkarte beseitigt werden.“

taz