T R A U M N A C H R I C H T E N

Lichtenrade (MR) - Dr. Watzlaff, Arzt für Allgemeinmedizin, träumte letzte Nacht wieder einmal von seiner Kindheit auf dem Lande. Vergangenen Sonntag ist er mit seinen Kindern im Zoo gewesen.

Auf dem Bauernhof seines Onkels, an einen Pfahl gekettet, der mitten im Misthaufen steht, befindet sich ein Löwe, ein schönes kräftiges Tier.

Noch ist nicht Nacht. Deshalb, so heißt es, hat Watzlaff keine Mühe, an dem Löwen vorbei ins Haus zu gelangen. Der Löwe liegt da und schaut ihm ohne Interesse zu.

Im Haus, kühl und dunkel, stößt Watzlaff auf Onkel und Tante. Sie sitzen starr an dem runden Holztisch und nehmen von seiner Anwesenheit keine Notiz. Er betrachtet die verächtlich herabgezogenen Mundwinkel seines Onkels.

Draußen verhält sich der Löwe immer noch ruhig und desinteressiert. Watzlaff umrundet ihn vorsichtig und betritt das Haus noch einmal, von der anderen Seite.

Ein kleines, holzgetäfeltes Kabinett mit Waschbecken und, im Hintergrund, einer Dusche. Man muß sehr schmal sein, um hineinzugelangen. Watzlaff wäscht sich und putzt sich die Zähne und denkt anhaltend betrübt und empört darüber nach, wie unmöglich Onkel und Tante waren, daß er bei ihnen so unwillkommen ist.

Draußen ist jetzt Nacht, und der Vollmond ist aufgegangen. Jetzt liegt der Löwe nicht mehr teilnahmslos herum, er steht stramm da und starrt den Mond an. Er scheint äußerst beunruhigt und erregt, jetzt beginnt er an seiner Kette zu reißen, so daß der Pfahl, an dem sie befestigt ist, zu wackeln beginnt.

Watzlaff entfernt sich in die entgegengesetzte Richtung, voller Angst. Er ist aufgewacht.