Hör-Funken: Simulanten?

Simulation? Das Als-ob ist eine süße Verlockung: für Planspiel-Strategen, Sandkasten-Politiker und Wissenschafts -Pioniere. Tun sie sich zur Als-ob-Spielgemeinschaft zusammen, bekommt das Simulieren erst seinen vollen Reiz: Universen lassen sich sekundenschnell zertrümmern, nur um post-biblisch ein wenig am ersten Tag danach herumzubasteln. Wolfgang Graetz‘ Science-Fiction-Hörspiel „Der Simulant“ ist natürlich selbst eine Simulation, auch wenn ihr Gegenstand eine Simulation ist, die am Ende villeicht keine mehr ist.

Der Simulant Harry Fix soll ein Jahr lang in einem Bunker 600 Meter unter der Erde durchspielen, wie sich ein völlig von der Außenwelt Abgeschnittener der Überlebensaufgabe widmet. Der Arzt Doktor Bumm beobachtet ihn dabei, eine namenlose Reporterin soll die neuesten Bulletins der Öffentlichkeit präsentieren. Durch ein Mikrophon kann Harry Fix mit der Außenwelt sprechen, allerdings keine Antworten empfangen. Er aber kann auch gehört werden, wenn das Mikrophon abgestellt ist, und er wird sich im Laufe der schönen Überlebenstage sicher viele schöne Dinge zu sagen haben. Als Fix sich dem Zustand Fertig bedrohlich nähert, droht er mit Selbstmord, um befreit zu werden; als das nicht geschieht, hält er sich für den einzig Überlebenden des großen Atomschlags, und das Simulationsspiel kann endlich den geplanten Wissenschaftsernst entfalten. Wie konnte Harry Fix auch wissen, daß der Atomschlag in den Köpfen seiner Simulationsexperten längst ausgelöst war, als sie ihn in den Bunker steckten, und die Simulation selbst nur die Folge atomzerbombter Köpfe ist.„Der Simulant“, 20.30-21.30 Uhr, Hessen 1

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