Gefahrlos für Geist und Sinne

Neun holländische Künstlerinnen sind von der Künstlerinnenvereinigung Gedok eingeladen worden und stellen nun in der Kommunalen Galerie aus: keine überhitzten Emotionen, keine unterkühlte Rationalität  ■  Von Beate Naß

Es ist schon eine vertrackte Angelegenheit mit diesen Gemeinschaftsausstellungen mehrerer KünstlerInnen. Auf keinen Fall sollen sich die Bilder und Objekte behindern, jede Arbeit, jede Künstlerin soll zu ihrem Recht kommen, um wenigstens einen kleinen Einblick in ihr Werk geben zu können.

Das kann nur dann gutgehen, wenn aus den verschiedenen künstlerischen Handschriften kein willkürliches Nebeneinander, sondern eine lebendige Inszenierung entsteht.

Was schwer ist. Wird kein besonderes Ausstellungskonzept entwickelt, ist die Gefahr groß, daß ein unscharfer Eindruck entsteht - vom Einzelnen, aber auch von der gesamten Präsentation.

Eine Gefahr, der leider auch die neun holländischen Künstlerinnen nicht entronnen sind, die derzeit auf Einladung der Bremer Künstlerinnen-Vereinigung Gedok in der Kommunalen Galerie ausstellen. Rineke Kop hat die „Kopgroep“ 1985 gegründet und ihre Arbeiten zählen zu den wenigen interessanten.

Der erste Eindruck beim Betreten der Galerieräume ändert sich auch nicht nach intensivem Studium der einzelnen Bilder und Objekte: alles wirkt sauber, ordentlich, unaufdringlich. Gefahrlos für Geist und Sinne. Da gibt es keine überhitzten Emotionen, keine unterkühlte Rationalität und schon gar nichts aggressiv Herausforderndes. Alles bleibt - souverän durchgearbeitet - beherrscht von wohlausbalanciertem Temperament und sicherem Farbgefühl. Lediglich letzteres

ist auffällig, und daß die Mehrzahl der Künstlerinnen warme Töne bevorzugt.

Nur Winni Teschmacher und Elsbeth entschieden sich für kräftige Farbkontraste. Die erste in Glasschalen, die beweisen, das die merkwürdige Aura der fünfziger Jahre auch in den Niederlanden gern mal wieder aufgegriffen wird, die andere in Bastgeweben, in denen sie unter anderem die Frage „nach der Berechtigung meines Metiers stellt“. Eine befriedigende Antwort darauf geben ihre Stücke allerdings nicht.

Immerhin eine gewisse Extravaganz muß man den kleinen Objekten von Karola Pezarro zugestehen. Feingliedriges Gestänge aus fadendünnem Draht ist miteinander verbunden und mit zentimetergroßen Stoffteilchen behängt. Stacheldrahtähnliche

Dornen scheinen die zerbrechlichen Architekturgebilde schützen zu wollen.

Schließlich die Bilder. Rineke Kop hat kleinformatige Erinnerungen an Portugal gemalt. Jedes ihrer Blätter, deren rosa-rot-braune Farben sich sanft überlagern und von zeichenhaften Kritzeleien belebt werden, atmet die Wärme der portugiesischen Erde und ist durchpulst von der Atmosphäre des Landes.

Eine, die sich im Gegensatz zu den eher stillen Arbeiten der Kolleginnen vorwagt in die schnelle Bewegung, ist Annemarie Spijkermann. Angeregt von verschiedenen Ballettvorführungen, versucht sie auf fünf Leinwänden, das Wesentliche des Tanzes darzustellen. Das flackernde Gestikulieren vieler Arme und Beine, kaum noch als solche erkennbar, wird eingebunden in

eine weiße Schicht, und es entsteht der Effekt eines sich öffnenden Blütenballes.

„Keim-und Wachstumsprozesse“ interessieren Gardien de Groot in ihren Monotypien. Ihre Arbeiten ziehen den Blick durch wohltuend konsquente Sparsamkeit in der Form und eine kühle Farbgebung auf sich.

Ziemlich süßlich dagegen die Blätter von Foekje Hoekstra, die schillernde Märchen beschwört. Das von ihr erhoffte Rätselvolle tritt dagegen in den atmosphärischen Landschaften von Ine van Heerde zutage, und läßt sich ahnen in den Tagebuchblättern der Theodora Plas.

„Kopgroup“, bis 21.7. in der Kommunalen Galerie, Weserburg,

Mo-Mi/Fr, 10-16 Uhr, Do 10-18 Uhr, So 11-15 Uhr.