: Darstellung einer Frauenreferentin
■ Fehlende Finanzen und schreiende Männer haben AStA-Arbeit seit Monaten lahmgelegt
Was hat das „Autonome Lesben- und Frauenreferat“ mit dem AStA-Finanzloch zu schaffen?
Sieglinde Gränzer: Eigentlich gar nichts. Aber unsere politische Arbeit ist behindert, weil auch für das Frauenreferat kein Geld rüberkommt.
Ihr seid also für das Loch nicht verantwortlich?
S. Gränzer: In keinster Weise. Die Abrechungen der Frauenreferate waren immer korrekt. Seit 1982 hat das autonome Lesben- und Frauenreferat einen eigenen Etat pro Semster zur Verfügung, mit dem autonom gewirtschaftet wird.
Verantwortlich sind also Männer?
S. Gränzer: Männer insofern, als die restlichen AStA -Fraktionen, die mit uns im StudentInnenrat die AStA -Mehrheit bildeten, fast ausschließlich aus Männern zusammengesetzt sind. Seit Februar waren wir fast bei jeder AStA-Sitzung dabei. Oft saßen wir fassungslos daneben, wenn die AAL- und Juso-Männer sich angeschrieen haben, aus Profilierungsgehabe und persönlichen Feindschaften.
Seit Februar ist der AStA nur mit seinen Finanzen beschäftigt?
S. Gränzer: Es blieb ja gar nichts anderes übrig, da alle möglichen Veranstaltungen von Finanzen abhängig sind. Die politische Arbeit war praktisch lahmgelegt. Ein Problem war, daß die drei Finanzreferenten Bierstedt und Kasling von der AAL und Mammen von den Jusos nie richtig zusammengearbeitet hatten und im AStA unterschiedliche Stellungnahmen zur Finanzkrise abgaben, wodurch die allgemeine Verwirrung immer größer wurde.
Woher kommt das Defizit?
S. Gränzer: Ich habe in der Finanzprüfungskommission des AStA versucht, einen Überblick über die Finanzmisere zu bekommen. Diese Arbeit wurde allerdings massivst behindert, z.B. durch Doppelfunktionen: Thomas Schlingmann war im AStA -Vorstand und gleichzeitig in der Finanzprüfungskommision. Sein Interesse war immer, den Juso-Finanzreferenten möglichst sauber darzustellen. Es ist noch immer eine offene Frage, wo der AStA-Computer geblieben ist, oder, warum der AStA so eine gut ausgestattete eigene Druckerei hat. - Aber es gibt nicht nur eine Erklärung für die Finanzkrise. Seit Jahren fehlte der Überblick. Akut wurde es erst, als die BfG keinen Überziehungskredit mehr gewährte.
Kann sich dieser AStA selbst aufhelfen?
S. Gränzer: Das denke ich schon. Allerdings sehe ich das Problem, daß solange Leute weiterhin mitarbeiten, die schon seit Jahren in diesen eingefahrenen Strukturen verhaftet sind, eine Neustrukturierung des AStA behindert wird.
Warum hat das Frauenreferat nicht früher Konsequenzen gezogen?
S. Gränzer: Im Frauenreferat haben wir schon länger diskutiert, als feministische Liste aus der AStA-Mehrheit auszusteigen, da nicht absehbar war, daß bei dem Finanz -Chaos Geld für feministische Politik vom AStA eingefordert werden kann. Ein Problem ist dabei auch, daß unsere Forderungen juristisch schwer einklagbar sind - etwa im Gegensatz zu denen der Leasingfirma des Kopieres.
Wie stellst Du Dir Eure weitere Arbeit vor?
S. Gränzer: Das autonome Lesben- und Frauen-Referat arbeitet natürlich trotzdem weiter. Soweit möglich, werden wir bestimmte Veranstaltungen selbst vorfinanzieren müssen, wie z.B. ein Selbstverteidigungs-Wochenende. Auch das Frauencafe wird hoffentlich weiterlaufen. Hier fehlt aber nicht das Geld, sondern hier brauchen wir noch mehr Frauen, die mitmachen.
Interview: B.D.
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