Der ASTA, die Hausbank und die Inflation

■ In einem internen Papier nimmt der ASTA Stellung zu seinen 150.000 Mark Defizit / „Mittelfristige Finanzplanung fehlt“ / „Zehn Prozent Schlamperei, aber keine persönliche Bereicherung“ / Niemand traute sich an die Beitragserhöhung

Auf sieben wohlformulierte Ursachen führt derzeit der Bremer Universitäts-ASTA seine „Liquidationskrise“ schriftich zurück. Das bisher noch unveröffentlichte Papier soll dazu dienen, „den Gerüchten entgegenzutreten, die Gelder wären zweckwi-drig verwendet worden“. Während der ASTA im April das Finanzloch noch auf 60.000 Mark veranschlagt hatte, ist in dem Papier das „rechnerische“ Defizit mit „ca. 150.000 bis 160.000 Mark“ beziffert.

Unter „I. Hausbank“ ist nachzulesen, wie es passieren konnte, daß dem mittlerweile zurückgetretenen ASTA „von einem Tag auf den anderen der Geldhahn zugedreht“ wurde. Die ASTA

Hausbank, die „Bank für Gemeinwirtschaft (BfG)“ hatte dem studentischen Gremium Überziehungskredite bis zur Höhe von 70.000 Mark gewährt, im Vertrauen darauf, daß zweimal im Jahr das ASTA-Konto automatisch mit den studentischen Zwangsbeiträgen von 150.000 aufgefüllt würde. Nach einer Innenprüfung in der „Hausbank“ waren ihm sodann die Kreditlinien gesperrt und seine Finanzreferenten zum unsanften Aufwachen gezwungen worden.

„II.“ führt der ASTA an, daß die Beiträge der StudentInnenschaft für den ASTA von 15 Mark pro Semester 17 Jahre lang konstant gehalten, die Beiträge für das Sozialwerk dagegen um 191

% und der Index der Einzelhandelspreise um 87 % gestiegen seien. Kein ASTA habe sich an die unpopuläre Beitragserhöhung herangewagt. Auch der Wissenschaftssenator hatte mittelbar weitere Überziehungskredite provoziert, als er ab 1983 dem ASTA den „Landeszuschuß“ von 37.170 Mark strich.

Unter „IV.“ umschreibt das Papier den delikaten Umstand, daß in einem personell häufig um

geschichteten ASTA niemand so recht bei den lästigen Finanzen durchblickte. Dem ASTA fehlte, so die Diagnose, eine „Mittelfristige Finanzplanung“. Auch fehlte es den studentischen PolitikerInnen an „Risikorückstellungen“ etwa für zugesagte Prozeßkostenhilfe oder für verbindliches Kopierer-Leasing.

Auch ist „VII.“ schließlich aufgezählt, was den ASTA -Haushalt so alles „außerplanmäßig“

belastete: Eine Bonn-Demon

stration (3.000), etliche Sozialdarlehen an ausländische Studierende (5.000), zwei in den Sand gesetzte Feten (9.000), viele Zinslasten (5.000), ein Mietboykott (14.000) und auch ein unfähiger Buchhalter, dem zu spät gekündigt wurde (15.000). Der dickste Posten in dieser Aufstellung ist das „Defizit aus vergangenem Haushaltsjahr“: 35.000 Mark, das die Alternative ASTA

Liste (AAL) von den marxistischen VorgängerInnen (MSB/SHB) bereits anno 1982 übernommen und mitgeschleppt hat.

Der beim ASTA für Rechts-Beratung zuständige ABM-Jurist Ernst Hustädt, der dank „Liquidationskrise“ seit drei Monaten auf sein überfälliges Gehalt wartet, faßt die Krise so zusammen: „90 % Strukturelles, 10 % Schlamperei, aber keine persönliche Bereicherung“.

B.D.