Neue Identifikation

■ Ein Angebot und seine Folgen

Folgende Passagen entstammen einem Brief des Medizinstudenten Atilla Vurgun an die Ausländerbeauftragte Barbara John. Im Zusammenhang mit seiner europaweiten Initiative, „Nationale Minderheitenjugendliche“ in einer Organisation zu vereinigen, schreibt er: „Wir sind eine recht nette und bunte Bereicherung dieser unserer Gesellschaft hier in West-Europa, der Bundesrepublik, Berlin (West). ... Unsere Zukunft ist West-Europa. Hierbei schließen wir die mögliche Rückkehr in unsere Ursprungsländer nicht aus, denn wir werden dort leben, wo es uns am besten gefällt, wo wir am meisten profitieren können. ... Wir, die jungen Menschen der Neuen Identifikation, wir sind also die Zukunft West-Europas, und West-Europa ist unsere Zukunft. Wir, die Neue Identifikation, sind „bessere“ West-Europäer als so viele Tausende „Nur-Deutsche“, „Nur -Engländer“, etc. Ist doch klar: Wir, die Neue Identifikation, können mindestens mit zwei Sprachen, zwei Kulturen jonglieren! (...)“

Mehr beleidigt als amüsiert antwortet Frau John:

„Hallo Supermann,

schon mal was von kultureller Arroganz gehört? Falls es doch nicht gleich klingelt, brauchen Sie nicht lange nach Beispielen zu suchen. Ein Blick, aber ein selbstkritischer, in Ihr Schreiben ... genügt. Da werden so ziemlich alle Klischees und Vorurteile verbraten, die es über das Zusammenleben von Ausländern mit Deutschen gibt. ... Alle anderen sind böse, nur wir Minderheiten-Jugendliche sind die klügeren, die moralisch hochwertigeren, überhaupt die besseren Menschen. ...

Weshalb, Ihr Supermänner und Superfrauen, braucht Ihr überhaupt Unterstützung. Was wären das für Trottel, die Hilfe leisten, wo es doch nach Eurer Philosophie darauf ankommt, nur zu profitieren, d.h. andere auszunutzen?

... So wenig, wie jemand Vorrechte daraus ableiten kann, daß er zufällig zur Mehrheit gehört, so wenig können Minderheiten besondere Rechte beanspuchen. Ich setze mich für die rechtliche Gleichstellung aller ein. Mit lieben Empfehlungen, Barbara John

E.K.