: Zeitkontrolle für die IGM-Zentrale
Gegen den Widerstand der Beschäftigten setzt die IG Metall eine Gleitzeitregelung mit elektronischer Zeiterfassung durch / Belegschaft wehrt sich unter Berufung auf IGM-Beschlüsse ■ Von Martin Kempe
Berlin (taz) - Die Stechuhr ist für die Industriegewerkschaft Metall immer ein Symbol für Unterdrückung gewesen. In dieser Tradition hat sie sich bisher stets gegen die Einführung elektronischer Zeiterfassungssysteme ausgesprochen. Jetzt will sie in ihrer eigenen Zentralverwaltung in Frankfurt im Zusammenhang mit der Einführung einer Gleitzeitplanung die Arbeitszeit der rund 600 IGM-Angestellten elektronisch überwachen. Zwei Betriebsvereinbarungen wurden nach kontroverser Debatte gegen den Willen des hauseigenen Betriebsberaters abgeschlossen: die eine über die „Gleitzeit“, die andere über die „Zeiterfassung in der Vorstandsverwaltung der Industriegewerkschaft Metall“. Gegenstand dieser zweiten Betriebsvereinbarung ist die „Einführung eines maschinenlesbaren Ausweises und die Kontrolle der vertraglichen Arbeitszeiten“. Danach bekommen in Zukunft alle Angestellten der IGM-Vorstandsverwaltung einen maschinenlesbaren Ausweis, der bei Ankunft und Verlassen der Arbeitsstätte in Zeiterfassungsautomaten eingeführt werden muß. Außerdem gibt es zusätzliche Bestimmungen für Dienstgänge, Dienstreisen usw., die eine lückenlose Zeiterfassung der IGM-Beschäftigten gewährleisten sollen.
Wenn die Beschäftigten einmal vergessen, den Zeitautomaten zu bedienen, „so hat er/sie unverzüglich eine Nachmeldung mittels Meldeformular vorzunehmen“, heißt es unter Paragraph 5.4 der Betriebsvereinbarung. So hatten es die Beschäftigten und der Betriebsrat generell gewollt: daß die Beschäftigten Beginn und Ende ihrer Anwesenheit selbst auf Formblättern eintragen.
Die IG Metall, so heißt es zur Begründung, könne nicht Kontrollen einführen, die sie für die Privatindustrie ablehnt. Schließlich gehe es um das Vertrauen der IGM -Führung gegenüber der Belegschaft, die ihre Arbeit bei der Gewerkschaft schließlich zu einem Gutteil als politische Tätigkeit begreife, bei der Engagement im Zweifelsfall mehr zählt als die peinlich genaue Aufrechnung von Überstunden. Die Beschäftigten haben in der vorletzten Woche mit einer Unterschriftensammlung gegen die Zumutungen der IGM-Führung reagiert: Mehr als 70 Prozent sprachen sich in Übereinstimmung mit der Beschlußlage der IG Metall gegen die elektronische Zeiterfassung im Hochhaus an der Frankfurter Wilhelm-Leuschner-Straße aus.
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