Hang-over from Down-under

■ In Australien bestreiten die „Lime Spiders“ oft 25 Konzerte an 27 Tagen, in Bremen waren sie bis zum Römer-Auftritt beinahe unbekannt: Rückgriffe in die Gitarrenakkord-Kiste

Es kommt nicht allzu häufig vor, daß australische Bands in Bremen und umzu gastieren. So wunderte es auch nicht, daß die „Lime Spiders“, die am Montag ihr Deutschland-Debut im „Römer“ gaben, nur ganz wenigen im Publikum bekannt waren. Die fünf Musiker erschienen sehr spät vor dem Veranstaltungsort und hätten ihnen nicht zwei Tramper den Weg gewiesen, wer weiß, ob sie überhaupt jemals ihr Ziel erreicht hätten.

So waren Michael Couvret (git), Mick Blood (voc), Gerard Corben (git), Cliff Bambach (b) und Richard Lawson (dr) nach viel zu kurzer Aufbauzeit und Soundcheck gezwungen, recht überhastet mit ihrem Gig zu beginnen. Schnell wurde deutlich, daß diese Gitarrenband unserer Antipoden einen fröhlichen Geradeaus-Rock anzubieten hatte. Sie selbst sehen ihre Wurzeln eindeutig im Hardrock-Bereich der 70er Jahre und das bewiesen sie ein ums andere Mal. Rückgriffe in die Gitarrenakkord-Kiste früherer Zeiten bestimmten den „down -under„-Rock der fünf freundlichen Musiker mit ihrem

stets präsenten Frontmann Mike Blood. Dieser bemühte sich redlich, mit Verweisen auf die offensichtlich unangenehm riechenden Füße seines Gitarristen, etwas Stimmung in die recht spärliche Besucherschar zu tragen. Diese nahm die treibende Partymusik auch alsbald an und so ging der schnelle Vier-Viertel-Takt den meisten fast unmerklich aber unvermeidlich in die Beine. Solistische Einlagen vermeidend boten die „Lime Spiders“ einen kollektiven Sound, der oftmals an die stilistischen Grenzen so mancher amerikanischer Mainstream-Produktion stieß. Handwerklich solide gingen sie zur Sache, die zehnjährige Routine ungezählter Auftritte war ihnen anzumerken.

Mike Couvret, der als einziger der Band schon einmal (mit „Celebrite Rifles“) in Deutschland war, erklärte später den eigentlichen Grund ihrer Verspätung. Vom gigantischen Roskilde-Festival in Dänemark kommend waren sie den ganzen Tag auf Achse. Doch das war für sie offenbar nichts neues. In Sydney zu Hause, müssen sie oftmals Tausende von Kilometern nur für ein paar gigs in Melbourne oder gar Brisbane zurücklegen. Daß sie dabei von einer Major-Company wie Virgin promotet werden, hilft ihnen, gerade so von ihrer Arbeit zu leben. Sich selbst als „top of the underground“ bezeichnend, versuchen sie in kommerzielle und damit natürlich auch lukrativere Main

streambereiche vorzustoßen. Das bedeutet allerdings mindestens vier Auftritte pro Woche oder manchmal auch 25 Konzerte in 27 Tagen wie vor ihrem Abflug nach Europa. Auch in Australien ist das Musikgeschäft offenbar ein hartes Brotverdienen, doch sind eintausend BesucherInnen pro Abend für die Band keine Seltenheit.

Solche Dimensionen konnte ihnen der „Römer“ nun nicht gerade bieten, doch wie schon vor ein paar Wochen zuvor „World Domination Enterprises“ huldigten sie Bremen schon nach kurzer Zeit. Und so etwas hören die nicht gerade verwöhnten Bremer sicherlich recht gern.

Jürgen Francke