Gebt ihm alles!

Zur Vergabe des „Cumberland“ an Baulöwe Klingbeil  ■ K O M M E N T A R

Wer hätte das gedacht? Die Klingbeil-Gruppe macht das Rennen um den städtebaulichen Leckerbissen „Haus Cumberland“. Nun, gedacht hatte es sich eigentlich jeder. Es ist bei weitem nicht das erste und einzige Mal, daß Berlins größter Bauträger trotz Ausschreibungen und Wettbewerb den Zuschlag bekommt. Hier ging Klingbeil auf Nummer sicher: Man verbündet sich nicht nur mit mehreren Hotelketten, die sich beworben hatten, sondern mischt auch noch bei sämtlichen in Frage kommenden Ersatzgrundstücken für die Oberfinanzdirektion mit. Wer letztendlich auf dem neuen, noch bundeseigenen Ersatzgrundsstück für die OFD am Spreebogen bauen wird, darauf können jetzt schon Wetten abgeschlossen werden.

Erstaunlich ist weniger die Geschäftstüchtigkeit eines Baulöwen als die Dreistigkeit des Senats, der nach dem Bauskandal immer noch nicht zu erkennen vermag, daß er die Beteuerungen um Transparenz im Baugeschehen schon längst ad absurdum geführt hat. Wettbewerbe, als Heilmittel gegen den Bausumpf gepriesen, haben sich als Feigenblätter erwiesen. Wozu überhaupt die Farce eines Verfahrens, statt gleich das restliche Berliner Bauland an Klingbeil zu überschreiben? Das spart die Kosten für den Wettbewerb und schont die Nerven der übrigen Bewerber.

Eva Schweitzer