Lösegeldzahlung an ETA verhindert

Die französische Polizei verhaftete am Sonntag in Paris ein mutmaßliches ETA-Mitglied / Lösegeld für den entführten Industriellen Emiliano Revilla sichergestellt  ■  Aus Madrid Antje Vogel

Die Polizisten in Paris warteten, bis der spanische Bote den Bus verlassen hatte, dann griffen sie zu. Dem mutmaßlichen ETA-Führungsmitglied Juan Carlos Etxeberria („Botas“) waren soeben 100 Millionen Peseten, eineinhalb Millionen Mark, übergeben worden, welche die Polizei sicherstellte.

Die Summe war Teil eines Lösegeldes, das die ETA für die Freilassung des Industriellen Emiliano Revilla gefordert hatte, den sie am 24.Februar in Madrid entführt hatte. Weitere 600 Millionen Peseten sollen nach Angaben der Tageszeitung 'Diario 16‘ am vergangenen Wochenende in Paris in fünf Raten an die ETA übergeben worden sein. Revilla, der vor wenigen Tagen seinen 60. geburtstag feierte, muß die bislang längste Gefangenschaft in den Händen der ETA erleben.

Schon im April hatte seine Familie versucht, der ETA ein Lösegeld von 750 Millionen zukommen zu lassen. Doch auch damals hatte die französiche Polizei die Übergabe abgepaßt und ein ETA-Mitglied verhaftet. Daraufhin verlangte die ETA erneut ein Lösegeld von der Familie des Entführten.

Die Informationen über das Verhalten der spanischen Polizei in dem Entführungsfall sind unterschiedlich. Von einer engen Zusammenarbeit zwischen den französischen und spanischen Behörden berichteten am Dienstag spanische Medien. Dagegen behauptete die Tageszeitung 'El Pais‘, daß die spanische Polizei die Überwachung der Familie Revilla eingeschränkt und ihren Informationsaustausch mit den Franzosen eingestellt hätte, um eine zweite Lösegeldzahlung nicht zu gefährden.

In Madrid, wo die Behörden das Versteck des Entführten vermuten, sowie in verschiedenen spanischen Provinzen waren in den letzten Wochen ohne Erfolg Hausdurchsuchungen durchgeführt worden.

Die Freilassung des Industriellen ist zur Zeit das hauptsächliche Hindernis für eine Wiederaufnahme des Dialogs zwischen der ETA und der spanischen Regierung, der nach der Entführung offenbar abgebrochen worden war. Ein Sprecher der Familie Revilla erklärte unterdessen, mit der Zahlung des Lösegelds habe sie die Forderung der ETA erfüllt und erwarte nun Revillas Freilassung.