: Nur Ebbe
■ „Ertrinken verboten“ - ein Schlag ins Wasser
Der Atlantik plätschert frühmorgens an die französische Küste, eine junge Frau im nassen Netzhemd - und sexbesessen, wie später zu erfahren - stürzt sich in die Fluten. Darin treibt auch der Zahnarzt als Wasserleiche.
Das reicht schon, um schleunigst den Kinoausgang zu suchen, aber da werden die Stars aufgefahren, um mich im Saal zu halten: Stefania Sandrelli und in kleinen Nebenrollen Andrea Ferreol und Laura Betti. Dann wieder leichtbekleidete, weibliche Jungstars und weitere Wasserleichen - allesamt männlich.
Einziger Lichtblick weit und breit ist Philippe Noiret, der aussieht wie eine verkrachte Existenz auf Urlaub, aber tatsächlich als Inspektor Molinat die Mordserie im Strand -Biotop aufklären soll. Wir kombinieren mit Molinat: Alle Opfer männlich, alle Verdächtigen weiblich - bis auf den stereotypen Dorftrottel, aber so doof sind wir auch nicht. Also wenn Frauen zu viel morden, dann muß das nicht immer nur aus Eifersucht oder Habgier geschehen, denn auch im Nachbarland Frankreich sind die Feministinnen auf dem Vormarsch. Die Zeichen der Zeit wohl erkennend wird also der Plot auf frauenfreundlich gestrickt, aber gezeigt wird es so, daß es allemal für die Goldene Palme in Sachen Sexismus reichen würde. Zoom hier, Zoom da: Nacktes Fleisch, braun gebrannt und frisch gekremt und süße, kleine Textilien. Und warum geben sich der französische Krimi-Spezialist Pierre Granier-Deferre und Philippe Noiret für so ein feuchtes Machwerk her? Wahrscheinlich wollen sie auch Urlaub machen und garantiert nicht am französischen Atlantik.
Lutz Ehrlich
„Ertrinken verboten“ von Pierre Garnier-Deperre, mit Philippe Noiret, Stefania Sandrelli, Frankreich 1987, 102 Min.
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