Shultz bestätigt Dialogbereitschaft

■ Iran soll „Fühler ausgestreckt“ haben / US-Außenminister will „ohne Vorbedingungen“ reden, aber seine Politik nicht ändern

Washington/Dubai (wps/taz) - Während Präsident Reagan am Dienstag abend erklärte, für ihn sei der bedauerliche Abschuß des iranischen Airbusses mit dem Verlust vieler Menschenleben nunmehr als Fall abgeschlossen, bestätigte US -Außenminister Shultz offiziell, daß die USA jetzt bereit seien, mit dem Iran in einen direkten Dialog einzutreten. In einer ersten Stellungnahme nach dem Abschuß der Zivilmaschine sagte Shultz gegenüber Journalisten, die ihn auf einer zweiwöchigen Ost-Asienreise begleiten: „Die Iraner haben Fühler ausgestreckt und uns wissen lassen, daß sie mit uns reden wollen. Wir sind bereit, ohne Vorbedingungen über Perspektiven der Beilegung des Golf-Konflikts zu reden.“ Zugleich betonte Shultz, daß er keine Veränderungen in der amerikanischen Golfpolitik beabsichtige und auch die sogenannten „Einsatz-Regeln“ für die US-Marine im Golf nicht liberalisieren möchte.

In den letzten Jahren hatten Washington und Teheran wiederholt Verbindungen durch Mittelsmänner hergestellt und versucht, die Frage der im Libanon festgehaltenen Geiseln zu lösen. Bei diesen Vermittlungen sei nichts erreicht worden, meinte Shultz. Kurz nachdem die US-Regierung am Sonntag den Abschuß des Airbusses durch die „USS Vincennes“ bestätigte, habe das Außenministerium über die Schweizer Regierung eine Nachricht nach Teheran geschickt. Man habe die amerikanische Ansicht vom Hergang des Vorfalls dargestellt und sein Bedauern ausgedrückt. Bis heute sei aber keine Reaktion aus Teheran erfolgt. Mehrere Kongreßabgeordnete forderten inzwischen, den Angehörigen der getöteten Passagiere Entschädigungen zu zahlen. Der iranische Delegierte bei den Vereinten Nationen in New York hat am Dienstag abend den Sicherheitsrat aufgefordert, sich mit dem Abschuß des iranischen Flugzeugs zu beschäftigen und die USA zu verurteilen. Es ist das erste Mal seit 1981, daß der Iran in einer Angelegenheit im Zusammenhang mit dem Golfkrieg den Sicherheitsrat anruft. Zur gleichen Zeit warnte der iranische Parlamentspräsident und militärische Oberbefehlshaber Rafsanjani in einer Radioansprache davor, vorschnelle Racheaktionen gegen die USA zu unternehmen. Der Iran könne politisch Fortschritte machen, wenn das Land die internationale Symphatie auf seiner Seite hätte. Erstmalig räumte Rafsanjani auch ein, daß die USA den Abschuß nicht vorsätzlich herbeigeführt haben könnten. Siehe auch Seite 7