Bremer Durchlauferhitzer

■ Vorbehaltiche Planung für „Breminale„- Planung (31.8. bis 4.9., Vorverkauf ab 1.8.) sind zwei Zettel voll mit kulturschaffenden Menschen aus Bremen, Umzu und der ganzen Welt

Ulrich Pollkläsener ist „ein studierter Typ“ (Typ Volkswirt), spielt freiberuflich Theater und benutzt gern immer mal wieder „geil“ zur Kenntlichmachung höchster Zustimmung. Er hat eine senatgeförderte ABM-Stelle im AG -Breminale Büro, ein schön orangfarbenes Hemd und seit gestern auch zwei Zettel „Veranstaltungen Breminale Vorbehaltliche Planung“, die er auf Verlangen für die Vertreter der Presse kopiert.

Im „spartenübergreifenden Ansatz“ sind darauf 25 musizierende Menschengruppen (15 Bremer Bands), 14 Theatertruppen (6 1/3 aus Bremen-um-zu), 7 Literatur -Kooperationen (3 Bremer), 4 bildende Künstler (0 Bremer) und einige Medien- und Kinderveranstaltungen zusammengeschrieben.

Das „Riesenspektakel“ des Musikprogramms, die auf Mega -Perkussionsinstrumenten herumturnend-klopfenden „Azimut“ aus Frankreich, haben die ABM-Künstler sympathischerweise vergessen hinzutippen. „Hast Du denn nicht“, „Ich? Wieso?“, „Aber“ und „Guck mich nicht so an“. So liebt man seine nicht-kommerziellen Veranstalter.

Kriterien der vorläufigen Endauswahl („Einzelposten„-Vor stellung demnächst auf dieser Seite) werden etwas diffus mit Professionalität, Aufführbarkeit und finaziellem Entgegenkommen angegeben. Auswärtige Gruppen müssen darüber hinaus noch „innovativ“ sein, d.h. etwas bieten, was hanseatische Kulturkonsumenten nicht beim gemischten Kleinkunstveranstalter um die Ecke kaufen können. Da kommen etwa „Brandos“ aus NY, Holländerin Candy Dulfer mit irgendeinem Blasinstrument zum ersten Mal nach Deutschland, ein Bauchtanz-mit-Geschichtenerzählen aus Dortmund, Literatur aus Rostock und Filme aus England.

Dem drohenden Konflikt mit Bremer Kulturmenschen, die lokalpatriotische Gefühle a la Breminale-den-Bremern entwicklen könnten, ist man geschickt durch ein autonomes Programm im Programm aus dem Weg gegangen. Die Kultur -Kooperative Bremen bekommt ein eigenes Präsentationszentrum (1 Zelt), einen dazu passenden Etat und macht schön praktisch ihr ganz eigenes Programm.

Die ABM-Planer des „einzig richtigen Bremer Kulturfestes“ (Kultur nicht einfach als feingeistige „Garnierung“ für's unbeschwerte Verhökern von Gastro

nomie-und Einzelhandlspro dukten) hätten 1989 ein „solides Ding“ stehen, ein anspruchsvolles Mach-Werbung-für-deine-Stadt-Projekt, an dem man politisch nicht mehr vorbeikommt. Damit hoffen sie auf weitere Senatsförderung, einen Pool von privatwirtschaftlichen „Soft-Sponsorship„-Interessierten (kapitalistische Unternehmen, die sich mit einem kleinen Dank im Programmheft zufriedengeben und auf marlboromäßiges Zugeklotze des ganzen Festivalgeländes verzichten) und auf Publikumszuspruch, also Menschen, die brav die Eintrittsgelder zahlen (25 Mark für einen 5-Tage-Button im Vorverkauf, 10 Mark die Tageskarte) und etwas Bier und Kaffe trinken.

„Die Breminale ist eine Art offensive Kulturselbsthilfe, damit die Leute endlich mal aus ihren Löchern kommen und nicht immer im Keller rummuddeln. Bremen könnte eine Art „Durchlauferhitzer“ werden, wo Leute groß werden, weil es hier eine Art der Präsentation gibt, die ihnen paßt. Und wenn sie groß sind, gehen sie weg.“ Das würde dem Ulrich Pollkläsener gut gefallen. Und wenn sie nicht gestorben sind, gehen sie alle auf die Breminale.

Petra Höfer