Mülleimer oder EG

■ Rat für gegenseitige Wirtschaftshilfe in der Krise

Es hatte schon seine Richtigkeit, als Gorbatschow sich im letzten Jahr darüber erboste, daß die Mitgliedsländer den RGW nur als „Mülleimer“ betrachten. Denn was immer im Westen oder in der Dritten Welt gegen Devisen nicht zu verkaufen ist, wird in diesen Mülleimer hineingeworfen, in der Hoffnung, ein Nachbar stöbert in der Tonne. Wen also wundert die Klage des sowjetischen Ministerpräsidenten Ryshkow auf der gestern zu Ende gegangenen RGW-Jahrestagung, der Handel im RGW sei „auf ein unerträgliches Niveau gefallen.“ Die kleinen Staaten haben Angst vor einem gemeinsamen Markt und seiner Koordination durch den großen Bruder. Denn der will inzwischen eine Warenqualität sehen, mit der auch Devisen zu verdienen wären.

Der Hebel zu mehr Handel im RGW liegt in der Währungs- und Finanzpolitik. Bremser wie die DDR und Rumänien möchten das Gestrüpp der für jedes Projekt einzeln ausgehandelten Wechselkurse unbeschnitten wuchern lassen. Kein Gestrüpp, sondern einen englischen Rasen fordern Polen, Ungarn und die CSSR mit der Einführung der Konvertierbarkeit der Währungen. Die würde die von den RGW-Reformern angestrebte direkte Kooperation zwischen den Betrieben verschiedener Staaten und dem vom polnischen Ministerpräsidenten Messner gewünschten „integrierten sozialistischen Markt“ erst möglich machen.

Florian Bohnsack