BERLIN ARCHITECTURE

Als ich meinen Freunden erzählte, daß ich nach Berlin gehe, um dort zu arbeiten und eine Ausstellung in der DAAD-Galerie vorzubereiten, sagten sie: „„Oh, dann mußt du Artikel schreiben.“ „Wieso Artikel?“ „In Deutschland schreibt jeder Künstler Artikel über Kunst, über seine Kunst und über sich und die Welt.“ Oh mein Gott, dachte ich, solche Sachen sollte ich schreiben? Artikel über Kunst? Ich als Künstler? Ich lese viel über Kunst, geschrieben von Künstlern. Und alles sehr schlecht und unlesbar, das meiste in einer Sprache, die ziemlich unverständlich ist. G.B.Shaw wollte eine andere Sprache und bat seine Freunde um Mitarbeit, allem Anschein nach vergaß er seine Freunde unter den bildenden Künstlern, sie hätten ihm sofort helfen können.

Kein Mensch versteht es, aber wen interessiert es? Ist es vorstellbar, Leonardo, Piet oder Joseph mit in den Urlaub auf die Malediven zu nehmen, um sie in einsamen Nächten durchzulesen? Vielleicht grad‘ noch Vincent, aber der schrieb auch über Sex und Gewalt.

Ich hatte also keinerlei Ambitionen zu schreiben. Nicht über Kunst. Und weder über das, was ich zu tun beabsichtigte noch über mich. Aber als ich dann von New York hierher kam, schrieb ich als erstes einen Beitrag für den DAAD-Band „Blickwechsel“. Als nächstes einen für den Katalog, dann einen Artikel für die taz und jetzt schon wieder einen für die taz, wobei ich versuche, mich möglichst knapp und interessant zu fassen.

Ich bin ein bildender Künstler, kein Schreiber. Über meine Arbeit kann ich nicht schreiben. Alles was ich über meine Arbeit weiß, habe ich in sie 'reingesteckt‘ als ich sie tat. Bevor es jetzt anfängt, pathetisch zu werden, möchte ich lieber mit einigen Informationen fortfahren.

Klein-Architektur. Ein Kapitel meines Kunstbuches „That's Life thats what the People say“ ist der New Yorker Architektur gewidmet: kleine Hütten auf Parkplätzen, Gartenhäuschen, Schuhputzstände, Buden, etc.

Ich dachte, ebenso eine Reihe anderer Leute, es würde ein schönes Buch für Schirmer & Mosel ergeben. Ein wunderbares Kunstbuch über die kleinen Häuser in New York. Eventuell noch mit „Architekturen“ aus Berlin. Auch aus der Hauptstadt. Aber der Entdecker der „abgelehnten Fotos“ bekam eine Absage, einen „Dear John-Letter“. Und deswegen bot ich die Fotos der taz an, einer Zeitung, die für abgelehntes Material (soll wohl „unterbliebenes“ heißen - d. Übers.) bekannt ist - und tatsächlich. Ja, es gefiel ihnen, und sie wollten es wegdrucken. Hier ist es jetzt! Alle Fotos habe ich in Berlin gemacht, bis auf eins - vom Schuhputzstand auf dem Union Square in New York (der mittlerweile abgerissen ist). Dieses Foto erschien zuerst in „Daidelos“, einem Architektur-Glanzmagazin. Das habe ich Ulrich Bischoff zu verdanken, der auch einen Artikel darüber verfaßt hat, wie Künstler im besonderen die Welt sehen und ich im allgemeinen.

Berlin, Jan Henderikse

Ausstellung im DAAD bis 31.7.