Jugoslawen ins Lager

■ Bremerhaven will steigende Zahl von jugoslawischen Flüchtlingen mit Lager-Unterbringung abschrecken

Um über 50 Prozent stieg die Zahl der Asylsuchenden in Bremerhaven seit dem 1. April. Doch es sind nicht mehr Tamilen, Iraner oder Libanesen, die vor den Kriegen in ihrer Heimat fliehen, sondern von den 1.136 Flüchtlingen, die zur Zeit in Bremerhaven auf ihr Asylverfahren warten, stammen knapp 600 aus dem gleichen Ort: Bitola, eine 50.000 Einwohner große Stadt im Süden Jugoslawiens, direkt an den Grenzen nach Griechenland und Albanien.

Um 50 Personen sind in jeder der vergangenen Wochen aus Bitola in Bremerhaven eingetroffen. Am Freitag titelte die „Nordseezeitung“ in diesem Zusammenhang: „Vorrat an Matratzen und Wohnungen erschöpft“ und forderte in einem Kommentar, den Asylbewerbern die „Bargeld auszahlungen drastisch zu kürzen“. Denn mit den 700 Mark Sozialhilfe für die ersten zwei Wochen hätte eine vierköpfige Familie mehr Bargeld in der Hand als sie in ihrer Heimat in mehreren Monaten verdiene. „Aus der Sicht der Jugoslawen verständlich, wenn sie dann zu Hause anrufen, von dem Geldsegen be

richten und andere Dorfbe wohner sich gleichfalls in den Zug nach Bremerhaven setzen“, begründete der Nordseezeitungs-Kommentar. Außerdem bestünde die Gefahr, „daß diese Art von Asyl-Tourismus eine dumpfe Ausländerfeindlichkeit schürt“.

Noch am gleichen Tag nutzte Bremerhavenes Oberbürgermeister Karl Willms die Gunst der Stunde und verkündete, den Rat der Presse zu befolgen: Künftig werden neuankommende Flüchtlinge in Sammellagern mit „Gemeinschaftsverpflegung“ untergebracht, in bar wird dann nur noch ein „Taschengeld“ ausgezahlt. Mit Ausländerfeindlichkeit habe diese bürokratische Maßnahme selbstverständlich nichts zu tun, auch auf „ethnische und religiöse Bedürfnisse“ der Flüchtlinge werde Rücksicht genommen. Willms: „Ein Mohammedaner muß selbstverständlich kein Schweinefleisch essen.“

Mit dem Bremer Senat vereinbarte Willms ebenfalls am Freitag, daß die Seestadt künftig für zusätzlich aufgenommene Asylbewerber Ausgleichszahlungen erhält.

Ase