Bucharin: Wieder gut

■ Stalin-Kritiker wieder in die KPdSU aufgenommen

Moskau (ap) - Ein halbes Jahrhundert nach seiner Verurteilung und Hinrichtung wegen Spionage ist KPdSU -Theoretiker Nikolai Bucharin wieder in den Schoß der Partei aufgenommen worden. Bereits am 21.Juni hat eine Sonderkommission des Politbüros den letzten Schritt seiner Rehabilitierung entschieden, meldete TASS am Wochenende. Das gelte auch für den Altbolschewiken Alexej Rykow sowie für 14 andere ehemalige Funktionäre. Damit werden auch die Werke des Theoretikers, der in den zwanziger und dreißiger Jahren mit Stalin brach und gegen die gewaltsame Kollektivierung der Landwirtschaft eintrat, dem Sowjetpublikum zugänglich. Am 4.Februar war die juristische Rehabilitierung Bucharins, Rykows und anderer durch den sowjetischen Obersten Gerichtshof erfolgt. Deren politische Rehabilitierung der „Rechtsabweichler“ hatte Gorbatschow vor der Allunionskonferenz angedeutet: Es sei „moralische und politische Pflicht“ der Partei, für die „Opfer der Gesetzlosigkeit die Gerechtigkeit wiederherzustellen“. Im Falle Bucharins ist das von besonderer Bedeutung: Der trat für mehr unternehmerische Freiheit und für eine Politik ein, die große Ähnlichkeit mit den Reformen Gorbatschows hat.